jim walker jr.

„Das Leben ist wie ein Theater. Einer arbeitet und alle schauen zu“ /

„Theater, Theater, der Vorhang geht auf, dann wird die Bühne zur Welt.“ /

„Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler.“

 

So, genug der Zitate im Vorwort. Haben Sie eines erkannt? Ich verbringe meine Sommer ja traditionell damit, in irgendeiner Stadt Theater zu spielen. Seit 2015 ist das immer Bad Hersfeld gewesen. Viele Menschen die mir täglich begegnen, sind immer wieder erstaunt, dass man sowas beruflich machen kann. Schauspieler sein. Im Theater auf einer Bühne stehen. Was macht man da eigentlich?

„Du kannst doch bestimmt voll gut lügen!“ oder „Erstaunlich, wie man sich so viel Text merken kann“ sind wohl die häufigsten Sätze, die in diesem Zusammenhang fallen. Stellen Sie sich mal vor, Sie organisieren in sechs Wochen eine große Dinnerparty, bei der Sie jedes Mal eine gute Rede halten, um Ihre Gäste bei Laune zu halten. Im Theater ist es ganz ähnlich, nur haben Sie diese Dinnerparty mitunter acht Mal die Woche. Die Kunst ist es, diese so durchzuführen, dass sich die Gäste nicht lang- weilen und merken, dass Sie ihre Rede schon hunderte Male gehalten haben. Es geht also um Wiederholbarkeit und um das immer wieder neu entdecken. Außerdem müssen sie warten, immer wieder warten und verkraften, dass Dinge nicht so funktionieren, wie sie eigentlich sollen.

Apropos „Warten“ und „Theater“: Die Tiefgarage unter dem Ludwigs- platz schlägt zum letzten Akt und wird für immer geschlossen. Es folgt allerdings noch ein langer Epilog, in dem für viele Millionen Euros eine Zuschüttung von statten geht. Eine Frage, sollen wir das wirklich mit Be- ton oder mit Erde machen? Warum nehmen wir nicht gleich 800.000.000 1-Cent Münzen und verfüllen damit? Das hätte wenigstens Symbolcharakter. Und mal ehrlich, wer braucht denn schon wirklich Parkplätze in der Innenstadt?! Man soll doch da eh nichts mehr kaufen, rät Jeff Bezos, und wohnen soll man da erst recht nicht. Überhaupt ist die beste Innenstadt eine leere Innenstadt. Eine, die man zur Not als Atomwaffenendlager umfunktionieren kann. Immerhin wird aus einer anderen langen Tragödie nun eine Komödie. Die Jugendmusikschule bekommt ein eigenes Haus und was für ein Schönes. Das wurde dringend Zeit und hoffen wir, dass am Ende, wenn das Gebäude steht, alle herzhaft lachen können und sich freuen.

Diese Kolumne hat auch ein bisschen was mit Theater zu tun. Schließlich wird sie wie ein gutes Stück auch erst im letzten Moment und gegen Androhung des Chefs fertig. Es gibt da ein paar Sätze in dem wundervollen Film „Shakespeare in Love“, in dem die Theaterproduktion überhaupt nicht zu gelingen scheint, doch der Regisseur nur entgegnet:

„Keine Sorge, am Ende klappt es immer.“ „Aber wie?!“ „Es ist ein Mysterium.“

 

Bis nächsten Monat Jim Walker Jr.

 

PS: Im Juli verstarb der Regisseur Dieter Wedel. Fu?r mich ein besonderer Mensch, da ich unter ihm meine erste Rolle gespielt habe. Die Nibelungen Festspiele haben ihm viel zu verdanken. Trotz all dem Wirbel, den es in den letzten Jahren um ihn gab, ho?e ich, dass er jetzt in Frieden ruhen möge. Danke fu?r alles.