Bei der letzten Kommunalwahl im Jahr 2015 erreichte die FWG Bürgerforum 9,3% und ist im Wormser Stadtrat mit fünf Personen vertreten, die auch auf der aktuellen Kandidatenliste zu finden sind. Auf Listenplatz 2 steht Peter Englert, der bei der OB-Wahl im November für Furore gesorgt hatte. Im Hinblick auf die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 haben wir uns mit der Doppelspitze Mathias Englert und Peter Englert unterhalten.

WO! Mathias Englert, vorab ein Wort noch zur OB-Wahl. Ab Juli wird Adolf Kessel neuer Oberbürgermeister der Stadt Worms. Wie war die bisherige Zusammenarbeit mit Adolf Kessel und was erwarten Sie von dem zukünftigen OB?
MATHIAS ENGLERT: Herrn Kessel schätze ich als netten, höflichen Stadtratskollegen, der eher ein ruhiger Mensch ist. Ein ganz anderer Charakter als sein Amtsvorgänger. Ich bin sicher, dass Herr Kessel alle Fraktionen im neuen Stadtrat einbindet und besser informiert. Unüberlegte Hau-Ruck-Aktionen wird es – so schätze ich Herrn Kessel ein – mit ihm nicht geben.

WO! Auf der Liste von FWG-Bürgerforum finden sich viele alte Bekannte wie Karl Müller, Astrid Perl-Haag oder Steffen Landskron. Welche Impulse erhofft sich die Partei durch die Kandidatur von Peter Englert?
MATHIAS ENGLERT: Peter Englert ist ein kreativer Kopf, der andere Wege geht. Im OB-Wahlkampf habe ich Peter trotz dieser Kreativität als sehr zielgerichtet und zuverlässig erlebt. Er ist also nicht der „chaotische Künstler“, sondern versteht es, diese Kreativität für andere erlebbar zu machen und umzusetzen. Wir haben auf unserer Stadtratsliste eine tolle Mischung aus „alten Hasen“ und jungen, unverbrauchten Köpfen. Fast die Hälfte der Kandidatinnen und Kandidaten sind neu.

WO! Peter, da hat wohl jemand im OB-Wahlkampf Blut geleckt. Wann und warum ist die Entscheidung gefallen, für den Wormser Stadtrat zu kandidieren?
PETER ENGLERT: Nach der OB-Wahl kamen viele Leute auf mich zu und haben mich ermutigt weiterzumachen, und ich habe auch gespürt, dass es noch nicht das Ende gewesen sein kann. Man kann nicht irgendwelche Hoffnungen bei den Menschen wecken und dann sagen „Zack, ich bin wieder weg!“. Noch wartet eine Menge Arbeit auf uns alle, wenn wir den Sprung zu einer modernen Stadt schaffen wollen.

WO! Im letzten Kommunalwahlkampf war das zentrale Thema von der FWG-Bürgerforum die klare Positionierung gegen ein Haus am Dom. Mit welchem Hauptthema zieht man diesmal in die Wahl?
MATHIAS ENGLERT: Wir haben – so wie übrigens vor fünf Jahren auch – ein umfangreiches Kommunalwahl-Programm erstellt. Vor fünf Jahren war darin in nur einem Satz das Haus am Dom thematisiert. Mit Peter Englert wollen wir die Initiative #WormsWillWeiter fortentwickeln.

WO! Peter, deine Idee „Silicon Worms“ aus dem OB-Wahlkampf wollen ja plötzlich noch mehr Parteien umsetzen. Gibt es auch neue Ideen für den Kommunalwahlkampf?
PETER ENGLERT: Erstmal freue ich mich, dass mehrere Parteien jetzt auch an die Idee „Silicon Worms“ anknüpfen. Wichtig ist nicht, wer eine Idee zuerst hatte, sondern dass sie umgesetzt wird. Mittlerweile geht diese Idee für mich auch noch weiter. Die Schaffung von CoWorking Spaces, die Nutzung von leerstehenden gewerblichen Immobilien als gemeinsam genutzte Büroflächen für Start-Ups und junge Kreative. Alle Ideen, auch die neuen, sollen Worms aus dem Dornröschenschlaf holen.

WO! Du willst auch junge Wähler ansprechen. Welche Themen bewegen denn die jungen Leute, was fehlt ihnen in Worms?
PETER ENGLERT: Ich höre immer wieder, dass man in Worms zu wenig weggehen kann. Das hier nichts los sei. Hier müssen wir schauen, wie wir die Stadt und ihre Veranstaltungen näher an junge Menschen herantragen können. Auch die KW als Gastromeile halte ich immer noch für eine wunderbare Idee, die Szene zu beleben. Das Problem für Jugendliche unter 18 ist der fehlende Raum. Auf das Jugendkulturzentrum warten wir alle seit Jahren vergeblich, aber nur mit solchen Räumen, die wir der Jugend überlassen, haben wir überhaupt eine Chance, eine neue Szene zu entwickeln, die auch mal wieder „weg gehen“ will. Es ist so, junge kreative Menschen wollen in Städte, die leben. Gleichzeitig muss aber auch die Betreuungssituation für spätere Kinder sicher sein. Schließlich kommt man auch mal aus dem Studentenalter raus und wird zur jungen Familie. Mir geht das derzeit ähnlich. Das Ganze ist ein Teufelskreis, wenn in allen Punkten über Jahre hinweg zu wenig passiert. Das war in Worms der Fall.

WO! Das Thema Sicherheit war bei der OB-Wahl sehr präsent. Welche Strategien hat FWG-Bürgerforum gegen das wachsende Unsicherheitsgefühl der Bürger?
MATHIAS ENGLERT: Wir brauchen die konsequente Umsetzung der geltenden Gesetze. Das Land hat seit Jahrzehnten unter Führung der SPD Polizei und Justiz krankgespart. Der Druck auf das Land, Stellen zu schaffen und die Bediensteten auch ordentlich mit Sachmitteln auszustatten, war jahrelang nicht hoch genug. Das wird sich hoffentlich – auch wegen des neuen Oberbürgermeisters – ändern. Die Stellen des städtischen Vollzugsdienstes sind endlich zu besetzen. Hier verlange ich aber, dass der Vollzugsdienst dann nicht nur die Autofahrer überwacht, sondern noch beispielsweise mehr Hilfe bei Ruhestörungen oder der Durchsetzung der Gefahrenabwehrverordnung leistet.

WO! Im OB-Wahlkampf hat der Kandidat Peter Englert für eine „schwarze Null“ im städtischen Haushalt geworben. Konkret gefragt: Wie will die FWG die horrende Verschuldung der Stadt in den Griff bekommen?
PETER ENGLERT: Hier hat sich seit dem OB-Wahlkampf nicht viel geändert. Uns fehlt immer noch die notwendige finanzielle Unterstützung durch das Land und wir müssen unsere Verwaltung von vorne bis hinten auseinandernehmen und effizienter machen. Gleichzeitig natürlich die Innenstadt beleben, junge Menschen nach Worms holen und attraktive Arbeitsplätze schaffen. Lassen wir nur ein kleines Zahnrädchen dabei schleifen, ist der Plan für die Tonne.

WO! Kurz und knackig: Mit welchen Kernthemen zieht FWG-Bürgerforum in die Kommunalwahl?
MATHIAS ENGLERT: Wir werden mit „Silicon Worms“ dafür sorgen, dass die klugen Köpfe, die in der Hochschule ausgebildet werden, dauerhaft in Worms bleiben. In Sachen Straßenverkehr brauchen wir ein gutes Nebeneinander der verschiedenen Verkehrsmittel, insbesondere werden wir den Fahrradverkehr stärken und beim ÖPNV auf die Durchsetzung der Fahrten bestehen (es kann unter keinen Umständen akzeptiert werden, dass (Schul-) Busse ausfallen). Im Bürgerservice werden wir die Online-Leistungen ausbauen, so dass weniger Termine vor Ort nötig sind, und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein gutes Arbeitsumfeld schaffen. Alles Weitere gibt es bald auf fwg-worms.de. Ich finde, die zehn Minuten, unser gesamtes Wahlprogramm zu lesen, sollte sich jeder einmal nehmen.

WO! Wie sieht das Ziel von FWG-Bürgerforum für die Kommunalwahl aus und mit welchen Parteien könnte man sich anschießend eine Zusammenarbeit vorstellen?
MATHIAS ENGLERT: Wir wollen gerne Verantwortung im Stadtvorstand übernehmen und die Koalition aus SPD und CDU aufbrechen. Das wäre auch schon in der laufenden Wahlzeit gegangen, wenn die CDU nur gewollt hätte. Ob es wieder Möglichkeiten im neuen Stadtrat gibt, werden wir sehen. An uns wird eine Koalition aber nicht scheitern, solange die Sachfragen geklärt sind. Wir werden mit allen Demokraten sprechen und prüfen, ob es Gemeinsamkeiten gibt.