Es ist für 1.000 Mieter eine erfreuliche Nachricht, dass der größte Wormser Immobilienbesitzer, die städtische Wohnungsbau GmbH, die für 1. Mai geplante Mieterhöhung für ein Jahr aussetzt. Die Entscheidung wurde in der Sitzung des Aufsichtsrates einstimmig beschlossen.

Angeregt wurde die Aussetzung von dem Sozialdemokraten und Aufsichtsratsvorsitzenden Waldemar Herder (auch Sozialdezernent der Stadt Worms), gemeinsam mit Geschäftsführer Stefan Hoffmann. Bereits vor der Sitzung des Aufsichtsrates signalisierte die Wormser SPD, die mit Willi Fuhrmann und Uwe Merz im Aufsichtsrat vertreten ist, ihre Zustimmung. In der Sondersitzung, die am 29. April stattfand, wurde der Vorschlag schließlich angenommen. Die Aussetzung bezieht sich allerdings nur auf die rund 1.000 Wohnungen, die „frei“ finanziert werden, also nicht über Transferzahlungen vom Jobcenter oder anderen Institutionen bezahlt werden. Die Mieter dieser Wohnungen sind dementsprechend Arbeitnehmer, die im Regelfall finanziell dennoch nicht gut bestückt sind. In Anbetracht der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise und der Aussicht, dass wohl viele Mieter in nächster Zeit in Kurzarbeit gehen müssen oder bereits sind, entschied man sich, von der Erhöhung abzusehen, auch wenn diese moderat ausgefallen wäre. Jens Guth (SPD) erklärte WO! gegenüber, dass die Erhöhung lediglich bei ca. 20,- Euro gewesen sei, dennoch kann dieser Betrag im Zeiten von Kurzarbeit viel Geld sein. Viel Geld ist es auch in der Summe, die der Wohnungsbau letztlich fehlt. Angesprochen darauf, welche Konsequenzen die ausbleibende Summe verursache, räumt Guth ein, dass geplante Sanierungen für die nächsten zwei Jahre ausgesetzt werden. Auf rund 500.000 Euro Mehreinnahmen muss die Gesellschaft, deren Zweck es ist, für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen, verzichten. Dennoch ist für Jens Guth die Entscheidung eine gute, da Menschen mit geringen Einkommen in unsicheren Zeiten geholfen wird. Außerdem gibt er zu denken, dass im Falle von größeren Finanzproblemen möglicherweise sogar mit einem kompletten Mietausfall zu rechnen sei. Um Panik unter den Mietern zu vermeiden, hat die Wohnungsbau ein Schreiben an die insgesamt 3.800 Mieter versendet. Dort heißt es, dass man sich in Härtesituationen kulant zeigen würde, in dem man Ratenzahlungen oder ähnliches vereinbart. Gleiches gilt auch für die gewerblichen Mieter. Ein finanzielles Polster, um Krisenzeiten gut zu überstehen und Großprojekte wie das Wohnhaus mit Kita am Fischmarkt weiter durchzuführen, ist auf jeden Fall gegeben. Laut Bilanz des Geschäftsjahres 2018 verfügt die Wohnungsbau GmbH über Rücklagen in Höhe von rund 33 Millionen Euro und die stattliche Bilanzsumme von 124 Millionen Euro.