Der Juli 2018 ist der wahrscheinlich härteste Monat in meinem Leben gewesen.
Meine Mama ist gestorben und ich bin auch noch im Krankenhaus gelandet.
Ein Monat, den ich am liebsten vergessen würde.

Liebe Leser,

lange habe ich darüber nachgedacht, ob ich ein so persönliches Thema wie den Tod meiner Mutter in meiner sonst eher erheiternden Kolumne behandeln soll. Aber geht es in Kolumnen nicht um persönliche Erfahrungen, seien sie positiv oder extrem negativ? Ich schätze, das ist die Vereinbarung, die Autor und Leser miteinander eingehen.
Alles fängt mit einem Telefonanruf meines Bruders in der Nacht an. Man kann nichts sagen, nichts denken. Es ist einfach zu viel. Nachts wird man dann von Bad Hersfeld nach Worms gebracht, wo dann der eigentliche Alptraum beginnt. Schock, Verzweiflung, Trauer, Wut. Manchmal alles gleichzeitig und übereinander. Ein Horrorfilm beginnt mit Bildern, die man so nie wieder aus seinem Kopf bekommt. Dann plötzlich wieder rationale Organisation. Wen muss man anrufen? Wer welchen Schein ausfüllen und warum? Und trotz all dem Chaos überall Stille. Absurderweise geht das restliche Leben einfach weiter. Die Müllautos fahren durch die Straße, der Nachbar gießt die Tomaten und doch ist alles irgendwie anders.
Meine Mama war immer sehr stolz auf mich. Das hat sie mir immer gezeigt und das werde ich immer in meinem Herzen tragen. Ich bin aber auch sehr stolz auf meine Mama. Jeder, der sie kannte, wird bestätigen, dass meine Mutter ein ganz besonderer Mensch war. Für einige sogar so etwas wie die Ersatzmama oder die Ersatzoma. Sie hatte ein riesiges Herz und hat immer versucht, den Menschen zu helfen und war für sie da. Ich kenne auch, glaube ich, keinen Menschen, der so viel telefoniert hat wie meine Mama – eine Seelentrösterin für viele Menschen. Ein unglaublich tapferer Mensch ist sie gewesen, die von einer Krankheit vielleicht körperlich, aber auf keinen Fall seelisch besiegt wurde.
Gerade beim Schreiben muss ich sogar etwas lachen, da ich mir vorstelle, was sie am 1. August sagen würde: „Gibt’s denn schon es neue WO! Heft ?!“ Man, was müsste ich mir anhören, wenn sie wüsste, dass ich meine Kolumne so spät wie noch nie abgegeben habe.
An dieser Stelle möchte ich mich noch für die ganzen Zusendungen und Anrufe bedanken, die mich über 100 Kanäle erreicht haben. Es tut gut zu wissen, dass es Menschen dort draußen gibt, die für einen da sind und denen meine Mutter viel bedeutet hat.
Im Krankenhaus war ich übrigens wegen eines Nierensteins. Eine sehr schmerzhafte Erfahrung, die ich so nicht nochmal machen möchte. Natürlich habe ich durch die OP auch noch meine Premiere von „Shakespeare in Love“ verpasst. Wenn es zu haut, dann gleich richtig. Gott sei Dank, sehen sich der Joern Hinkel und ich mittlerweile so ähnlich, dass keiner die Spontanvertretung gemerkt hat. Danke Joerni!

Auf einen schöneren August!
Ahoi!

Jim Walker Jr.