Liebe Leser,
Vorurteile sind bestimmt das Schlimmste, was uns in unserem menschlichen Alltag begegnen kann. Es gibt nichts, was subjektiver und unfairer wäre, als diese Denkweise.
Trotzdem bin ich mir sicher, dass jeder Mensch sie hat, auch wenn wir es meistens nie zugeben würden. Manchmal passt uns ein Mensch einfach nicht. Wir fangen an, in Schubladen zu stecken und lehnen Menschen ab. Das kann aus den trivialsten Gründen geschehen. Vielleicht gefällt uns die Frisur nicht, die Klamotten, das Gesicht, vielleicht hört jemand die falsche Musikrichtung oder was weiß ich. Heutzutage ist diese Ablehnung durch das Internet noch ein bisschen schneller spürbar und die Hemmschwelle noch geringer als im echten Leben. Gefährlich werden unsere Vorurteile nämlich dann, wenn wir aufhören, uns selbst zu reflektieren, Menschen wegen ihrer Hautfarbe oder ihres Namens ablehnen und nur noch Gewalt sehen, um uns und unser Urteil zu bestätigen. Ich bin es leid, die ständigen Drohungen und Gewaltexzesse lesen zu müssen. Egal aus welcher Richtung sie kommen.
Was wir nämlich immer vergessen, ist der Mensch an sich. Wir nehmen uns für das Menschliche keine Zeit mehr. Für Mitgefühl. Für ganz einfache Sympathie, denn manchmal braucht es diese Chance.
Nehmen wir zum Beispiel unseren Oberbürgermeister. Man muss mit Sicherheit kein Fan von seinen politischen Entscheidungen sein und darf diesen auch kritisch gegenüberstehen. Aber miese, ausfallende Beleidigungen oder Morddrohungen zu verfassen, das ist unterste Schublade und geht gar nicht. Keiner von diesen Kommentatoren kennt doch hierbei den Mensch „Michael Kissel“, der einfach für die Stadt in einer dunklen Stunde da sein wollte, um Trost zu spenden. Das ist nicht mein Worms, was da in Facebook puren Hass loslässt. Mein Worms waren die Menschen, die friedlich getrauert haben und schnelle Hilfe angeboten haben, auch in besonderem Maße der Oberbürgermeister. Mehr will ich zu diesem schrecklichen Ereignis gar nicht schreiben. Das vordere Heft ist wahrscheinlich voll davon.
Jetzt ist diese Kolumne viel ernster geraten, als sie sollte, aber vielleicht muss das manchmal so sein.
Auch ich hatte schon Vorurteile, die absolut dämlich waren. Vor mehr als 10 Jahren. Als ich 16 oder 17 war, konnte ich mal einen Kerl überhaupt nicht leiden, weil wir beide hinter demselben Mädchen her waren. Heute heißt „der Kerl“ Johannes, spielt Schlagzeug bei den Döftels und ist ein guter Freund von mir. Komischerweise sind wir uns aber nicht mehr sicher, wie das Mädchen hieß. So kann es auch mal gehen im Leben und das nur durch das Abbauen eines nicht berechtigten Vorurteils. Ich hoffe für uns alle, dass der nächste Monat wieder etwas fröhlicher wird. Schließlich ist es warm draußen, die Eisgeschäfte haben auf und das Parkhaus noch zu. Die Bedingungen sind optimal.
Ach, und wenn Sie in den nächsten Jahren Worms besuchen wollen, haben wir zehn Hotels, davon sind drei neu. Eins im Nibelungencenter, eins im Andreasquartier und endlich auch ein Hotel am Wormser. Nur Parkplätze, einen neuen Bürgerservice, neuen Wohnraum und Kindergärten. Das haben wir alles nicht. Wird auch überbewertet. Ich lass es.
Bis nächsten Monat.
Jim Walker Jr.