Die Gesellschaft Lebenshilfe Integra GmbH Worms-Alzey stellt den Betrieb ihres „Café L“ in der Wormser Innenstadt ein.
Das Café L wurde 2013 als Integrationsunternehmen der Lebenshilfe Worms eröffnet. Ein Integrationsunternehmen ist ein juristisch selbständiger besonderer Betrieb des allgemeinen Arbeitsmarktes. Er zeichnet sich durch die Besonderheit aus, dass er wirtschaftliche Ziele verfolgt und gleichzeitig dauerhaft auf einem großen Anteil (30 bis 50 %)seiner Arbeitsplätze Menschen mit Behinderung beschäftigt. Integrationsunternehmen werden von ihren Eignern in eigener unternehmerischer Verantwortung geführt und erhalten Nachteilsausgleiche aus der Ausgleichsabgabe für den besonderen Aufwand, der mit der Beschäftigung eines hohen Anteils an Menschen mit Behinderung verbunden ist.
Das Café L lasse sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr weiterführen, so Norbert Struck, Geschäftsführer der Lebenshilfe Worms, zu dem auch die Lebenshilfe Integra GmbH gehört. Grund sind anhaltende Verluste, die insbesondere durch die erhöhten Personalaufwendungen, die der Betrieb eines Integrationsunternehmens mit sich bringt, zu erklären sind. Hinzu kommen starke Umsatzeinbußen in den Sommermonaten aufgrund der nicht ausreichenden Außengastronomie, die während des restlichen Geschäftsjahres nie ausgeglichen werden konnten. „Die angeordnete Schließung des Café L seit Mitte März,aufgrund der Corona-Pandemie, brachte das Fass nun zum Überlaufen“, begründet Norbert Struck die Entscheidung für eine dauerhafte Schließung des Café L in der Innenstadt.
Alternative Finanzierungsmöglichkeiten geprüft
Mehr als zwei Jahre wurden seitens der Geschäftsführung und in Abstimmung mit dem Integrationsamt in Mainz und der Aktion Mensch alternative Finanzierungsmöglichkeiten geprüft. Neben der Gestellung einer Beratungsfirma aus dem Bereich Gastronomie durch das Integrationsamt, sei darüber hinaus durch verschiedene Maßnahmen, wie Anpassungen der Speisekarte, Änderung der Öffnungszeiten, veränderte Schichtpläne und verstärkteWerbemaßnahmen versucht worden, die Wirtschaftlichkeit des Café L sicherzustellen.
Entscheidung „schweren Herzens“
Das Café L beschäftigt derzeit insgesamt 9 Mitarbeitende mit verschiedenen Stellenumfängen, davon aktuell 6 auf Inklusionsarbeitsplätzen. „Wir haben uns bewusst Zeit genommen für eine gründliche Prüfung, ob wir unser Café nicht doch weiterführen können“, sagt Norbert Struck. „Wir schließen unser Café schweren Herzens, besonders mit Blick auf unsere Mitarbeitenden. Mit ihrer engagierten Arbeit haben sie dem Café L ein Gesicht gegeben und Inklusion untereinander gelebt.“ Die Mitarbeitenden wurden über die Entscheidung im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung informiert. „In enger Abstimmung mit den betroffenen Mitarbeitenden und deren Betreuer sowie mit Unterstützung des Sozialen Dienstes konnten wir für alle Mitarbeiter mit Einschränkungen neue Einsatzmöglichkeiten in den Einrichtungen der Wormser Lebenshilfe finden“, zeigt sich Norbert Struck zufrieden.
Das Café L bedankt sich bei den vielen treuen Kunden und Förderern, von denen es in den letzten Jahren unterstützt und begleitet wurde. Was mit den vorhandenen, eigenen Räumlichkeiten passiert, wird in den kommenden Monaten entschieden