Für viele Branchen sind es derzeit schwierige Zeiten. Während bei manchen, wie den Schaustellern, nahezu das ganze Geschäft abhandengekommen ist, dürfen andere wieder ihrem Geschäft nachkommen, leiden aber unter den Auflagen und einer schwächelnde Konjunktur. Besonders stark betroffen sind hiervon die Gastronomen.
Seit 13. Mai dürfen Lokale in Rheinland-Pfalz wieder öffnen. Die meisten Wormser Gastronomen folgten auch diesem Beschluss, doch längst nicht alle. In der 8. Corona Bekämpfungsverordnung lockerte der Gesetzgeber zwischenzeitlich einige Auflagen, doch das reicht immer noch nicht, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Maßnahmen wie der einzuhaltende Mindestabstand von 1,50 erschweren besonders kleineren Lokalen, die wenig bis gar keine Möglichkeit haben, im Freien zu bestuhlen, das Leben. Zwar dürfen mittlerweile Speisen und Getränke in Lokalen ohne Tischservice wieder am Tresen entgegengenommen werden, ein Verbleib ist aber in diesem Bereich immer noch untersagt. Eine Regelung, die besonders Kneipen wie das Kultlokal Die Funzel oder das BB on the Rockzz, das mitten in der Krise den Inhaber wechselte, treffen. Weitere Auflagen wie das Tragen von Mund-Nase-Schutz bei Gästen, die diesen nur am Tisch abnehmen dürfen und beim Personal, das diesen nahezu durchgehend tragen müssen, sind nicht gerade förderlich für ein Wohlfühlklima. Um auf ihre Situation aufmerksam zu machen, haben sich mehrere Gastronomen zusammengeschlossen und unlängst ein provokant titulierter Brandbrief formuliert. Es ist ein Manifest des Nachtlebens, betitelt in Anlehnung an Martin Luther mit „95 Tresen – 95 Existenzen“. Initiiert wurde die Aktion von Felix Jäger (Die Funzel), Christian Fein (BB on the Rockzz) und Kevin Jordan (Schwarzer Bär). Unterstützt werden sie von weiteren Gastronomen wie Filippo Borgnolo (Café Bar Borgnolo) oder Don Carroll (Carrolls Pub). In ihrem Manifest wollen sie auch darauf aufmerksam machen, dass diese Krise nicht an ihrem Tresen halt macht, sondern weitere Berufsgruppen wie Zulieferer, Kreative, Anzeigenbranche und Reinigungskräfte umfasst. Die Forderung: „praktikable Umsetzungen, um genug Gäste in die Räume zu bekommen, um die Krisenzeit, die wohl noch Monate andauern wird, finanziell zu überstehen.“ Da natürlich das gesundheitliche Wohl der Gäste zum Selbstverständnis gehört, schlagen sie zugleich die nicht verpflichtende Einführung eines Hygienebeauftragten ein. Die Möglichkeiten der Stadt der gebeutelten Branche zu helfen, sind indes begrenzt (siehe Corona-Hilfsfonds S.10). Zusätzliche Hilfe könnte aus Richtung des Bundes kommen. Dort beschäftigt man sich derzeit mit weiteren monetären Hilfspaketen.