Weil der Mannschaft nach der Winterpause nicht so recht die Wende zum Guten gelingen wollte, war nach dem dritten Spiel auch für den absolut glücklosen Feuerwehrmann Hans-Jürgen Boysen (kein einziger Sieg in 10 Ligaspielen + 1 Pokalspiel) wieder Schluss bei der Wormatia. Auch wenn man nach wie vor in höchster Abstiegsgefahr schwebt, bleibt zumindest die kleine Hoffnung bestehen, dass mit dem neuem Trainer Sascha Eller im letzten Viertel der Saison noch der eine oder andere Dreier gelingt und man irgendwie doch noch drinbleibt. Notfalls auch mit ganz viel Glück.
Da hatten wir nach dem ordentlichen Auftakt (1:1 beim Aufstiegsaspiranten FC Homburg) in der letzten Ausgabe noch einen „Silberstreif am Horizont“ gesehen, schon wurde der VFR eine Woche später beim 2:7 zuhause gegen den SC Freiburg II. brutal von der Realität eingeholt. Die Hoffnung, dass eine andere Mannschaft, eine mit Mumm und Selbstvertrauen, aus der Winterpause gekommen ist, war nach dem zweiten Spiel schon wieder vorüber. Wie sich die Mannschaft derart chancenlos abbügeln ließ, damit hatte im Umfeld keiner gerechnet und ließ entsprechend entsetzte Gesichter im Publikum zurück. Nach all den Teambuilding-Maßnahmen und einer intensiven Vorbereitung, die offensichtlich nichts gebracht hatten, wackelte plötzlich auch der Stuhl des erst neun Spiele zuvor verpflichteten Feuerwehrmanns Hans-Jürgen Boysen, weil der es erneut nicht geschafft hatte, seiner Mannschaft die entsprechende Einstellung für den Abstiegskampf zu vermitteln. Eine Woche später, nach einer erst in der Schlussphase zustande gekommenen 0:1-Niederlage bei einem Konkurrenten im Abstiegskampf, Hessen Kassel, war dann auch für Boysen aus dem gleichen Grund Schluss wie bei seinem Vorgänger: Akute Erfolglosigkeit (acht Niederlagen in elf Pflichtspielen), was zwischenzeitlich die Frage aufwarf, ob diese von Stefan Emmerling zusammengestellte Truppe schlichtweg nicht fähig zum Siegen ist? Mag sein, dass es eine Ansammlung von passablen Einzelspielern ist, als Mannschaft funktioniert man dagegen überhaupt nicht. Viel schwerer wiegt jedoch, dass die Torgefahr, die von dem Team ausgeht, bestens mit einem mittelmäßigen Oberligisten vergleichbar ist (gerade einmal 18 Tore in 17 Spielen).
Neuer Trainer neues Glück?
Auf Boysen folgte mit Sascha Eller der Trainer der U23, der intern hohes Ansehen genießt und die Mannschaft bis zum Ende der Saison betreuen soll. Ihm als Co-Trainer zur steht Steven Jones, der von der sportlichen Leitung auf die Trainerbank wechselt. Eller, der aus Worms stammt und noch als Trainerneuling gilt, war zwischen Emmerling und Boysen bereits für ein Spiel (0:2 gegen TSG Hoffenheim II.) eingesprungen. Während man die Entlassung Boysens nach gerade einmal drei Spielen nach der Winterpause zunächst als Panikmaßnahme interpretieren konnte, machte die sofortige Installation eines jungen Trainers insofern Sinn, wenn man im Hintergrund bereits für die Oberliga plant. Kommt Eller bei der Mannschaft an und schafft zumindest eine positive Entwicklung, wäre er auch eine Option für die Oberliga. Und Eller hat sofort Mut bewiesen und insofern direkt aufgeräumt, als sich unvermittelt Baljak oder Jabiri nicht mehr im Kader für das Heimspiel gegen Neckarelz fanden, weil, so Eller, „sich andere unter der Woche mehr aufgedrängt hatten“. Und das waren junge Spieler wie Kevin Feucht oder Björn Weisenborn, dem gegen Neckarelz sogar der 1:0-Siegtreffer gelang. Aber wie so oft in dieser Saison, wenn es einen kurzen Hoffnungsschimmer gab, folgte im Auswärtsspiel bei Eintracht Trier die erwartete Schlappe, die nicht nur wegen der Tabellensituation wenig verwundert, denn der letzte Sieg an der Mosel liegt mittlerweile 28 Jahre zurück. Dass man aber bei dem 0:3 derart chancenlos sein würde, war gegen eine ebenfalls schwach aus der Winterpause gekommene Eintracht die eigentlich deprimierende Erkenntnis.
Die Wochen der Wahrheit
Auch auf die Gefahr hin, sich zu wiederholen, und auch wenn es wie Durchhalteparolen klingt: die schlagbaren Gegner kommen erst noch. Weder in Trier, noch zuhause gegen den Zweiten Freiburg konnte man ernsthaft mit zählbarem Erfolg rechnen, allenfalls mit einem Achtungserfolg. Aber gegen Mannschaften wie beim SC Pfullendorf (29. März/nach Redaktionsschluss) oder zuhause gegen Koblenz, Zweibrücken, Baunatal oder Ulm MÜSSEN Dreier her, sonst wird man auch am Saisonende nicht über den derzeitigen 16. Platz hinauskommen, der aktuell ein sicherer Abstiegsplatz wäre. Vielleicht hat die Wormatia aber ähnliches Glück wie in den Vorjahren, als man ein ums andere Mal von den Lizenzentzügen anderer Vereine profitierte. Das wird aufgrund des neuen Lizenzierungsverfahrens etwas schwieriger, aber womöglich naht von anderer Stelle unerwartete Hilfe für den potentiellen Absteiger Wormatia. Da die U-23-Teams den meisten Bundesligisten schon seit längerem ein Dorn im Auge ist, wurde kürzlich beschlossen, dass man den Vereinen die Entscheidung überlässt, ob sie freiwillig ein U-23-Team melden wollen. Eintracht Frankfurt hat bereits durchklingen lassen, dass man bereit wäre, seine „Zweite“ abzumelden. Andere Vereine könnten folgten, sind doch die U-23-Teams für viele mangels Zuschauerinteresse in erster Linie Kostenfaktoren, während der Ertrag nur gering ist, zumal zu wenige Spieler tatsächlich den Sprung von der 4. in die 1. Liga schaffen. Aber selbst wenn der eine oder andere Bundesligist seine Reservemannschaft abmelden sollte, wird die Wormatia trotzdem 2 bis 3 Teams in der Tabelle hinter sich lassen müssen. Alleine das wird schon schwierig genug. „Irgendwie drinbleiben“ lautet deshalb die letzte Hoffnung – sei es durch Abmeldungen von U23-Team von Bundesligisten oder weil Sascha Eller die „Untrainierbaren“ zu „Unabsteigbaren“ macht. Die Wochen der letzten Hoffnung haben begonnen.