12, Januar 2024 / Das Wormser Theater (Oberes Foyer): Es war die legendäre TV-Sendung „Beat Club“, die Claus Boesser-Ferrari in jungen Jahren eine Offenbarung bescherte. Vor allem das Spiel des britischen Gitarristen Jimi Hendrix, wie dieser seinem Instrument Töne entlockte, die zuvor nicht denkbar waren, entfachte die Liebe zum Gitarrenspiel.
Auf Einladung der Wormser Jazzinitiative BLUE NITE spielte der Ausnahmegitarrist im Januar ein improvisiertes Konzert und ließ dabei das Publikum an seiner Liebe teilhaben. Nach einem rund 25-minütigen Intro Medley erklärte der sympathische 71-jährige Musiker dem Publikum, dass er vor Beginn eines Konzertes keine explizite Setliste verfasse, sondern seiner Intuition folge. So geschah es dann auch im gut besuchten Foyer des Theaters. In 25 Minuten reiste BOESSER-FERRARI musikalisch von Jimi Hendrix, unter anderem „Fire“, zu Schuberts „Heiderösschen“, bis hin zu einem Volkslied, das auf den Namen „Morgenwind“ hörte. Ergänzt wurde dieses Medley mit Eigenkompositionen. Die Dynamik pendelte derweil von melancholisch bis experimentell.
Zwischen den extensiven Stücken plauderte der Musiker immer wieder über seine Liebe und seine Experimente mit der Gitarre. Noch keinen richtigen Gitarrenverstärker besitzend, baute er beispielsweise in den 60er Jahren ein einfaches Radio zu einem veritablen Amp um. Im Anschluss an diese Anekdoten versank er schließlich wieder im Spiel mit seiner Doppelhalsgitarre oder einer klassischen Konzertgitarre. Mit Hilfe einer beachtlichen Armada an modernster Gitarrentechnik gelang es ihm spielend, seinen Instrumenten erstaunliche Klanglandschaften zu entlocken. Dabei nutzte er aber nicht nur die einzelnen Saiten und die Technik, sondern legte auch Hand an den Corpus seiner Gitarre und integrierte somit das gesamte Instrument in seine Suiten.
Fazit: Sich treiben lassend vom Lauf der Töne, beeindruckte der Gitarrist mit seinen außergewöhnlichen Medleys, die fast wie kleine Soundtracks zu Filmen wirkten. Filme, die leider niemals das Licht der Leinwand erblicken werden. Was hingegen bleibt, sind die prächtigen Gitarrenlandschaften dieses Abends.
Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf