15. August 2015
Chateau Schembs in Worms-Herrnsheim:

Es war wohl eine der gelungensten Einfälle im Zuge des Neustarts der Nibelungen Festspiele, einen Autorenwettbewerb auszurufen. Zusätzlich zu dem bundesweiten Medienecho der Hauptinszenierung, führte der mit einem Hauptpreis von 10 000 Euro dotierte Wettbewerb dazu, dass sich zahlreiche junge Autoren mit der berühmten Sage auseinandersetzten.

Fünf Autoren wurden schließlich von einer fünfköpfigen Jury (darunter natürlich Albert Ostermaier) als die Besten ausgewählt und nach Worms eingeladen. Dort wurden die verfassten Szenen in einer szenischen Lesung dem Publikum vorgestellt. Vorgetragen wurden diese von einem hervorragend aufspielenden Schauspielerensemble. Es war spannend zu erleben, wie die Autoren sich auf extrem unterschiedliche Art dem Nibelungenstoff näherten. So war die erste Szene in der jüngeren Vergangenheit angesiedelt. Unter dem Titel „Die Kinder der Nibelungen“ drehte sich die Geschichte um eine dysfunktionale Politikerfamilie, mitten im Wahlkampf kurz nach der Wiedervereinigung. Der Bezug zu den Nibelungen war zwar durchaus abstrakter Natur, was aber dem Unterhaltungsfaktor keinen Abbruch tat. Ersonnen wurde diese Episode von der aus Wuppertal stammenden Pädagogin Julia Penner. Klarer Publikumsliebling war jedoch Eibe Meiners schlicht betitelte Szene „Brünhild“. Der bekennende Märchenfan erdachte eine schreiend komisch bis skurrile Nibelungenvariante, die vor allem von ihrem Wortwitz lebte. So gestand Brünhild Kriemhild: „Deine Burgunder machen mich regentraurig“, während Kriemhild in Siegfried einen „blumenhübschen Jungen“ sah. Dass am Ende Brünhild, bei dem Versuch Siegfried das Leben zu retten, auf dem Schlachtfeld von Pferden niedergetrampelt wurde, war zwar durchaus etwas makaber, änderte aber nichts daran, dass Eibers den mit 2000 Euro dotierten Publikumspreis erhielt. Jury Siegerin wurde Irene Diwiak mit „Die Isländerin“. Im Mittelpunkt ihrer Szene stand die Ankunft Brünhilds in Worms und die damit verbundenen Sprachprobleme. Absolut originell erdacht und pointiert geschrieben, hatte sie den Preis zu Recht gewonnen. Im nächsten Jahr wird ihr Stück im Rahmenprogramm der Festspiele uraufgeführt werden.

Fazit: Originelle Ideen und tolle Schauspieler machten diese Veranstaltung zu einem Höhepunkt im Rahmenprogramm der Festspiele. Zwar ist das Chateau Schembs eine traumhafte Örtlichkeit, gerne hätte man jedoch die szenische Lesung im zauberhaften Ambiente des Heylsparks erlebt.