23. April 2016
Mozartsaal (Das Wormser) in Worms:
Kurzfilme, das ist jene Disziplin des Filmemachens, die es zumeist jungen Filmschaffenden ermöglicht, erstmals auf sich aufmerksam zu machen. Für die breite Öffentlichkeit stehen sie meistens im Schatten ihrer größeren Geschwister, dem Spielfilm.
Einmal im Jahr allerdings gehört ihnen im Mozartsaal die alleinige Aufmerksamkeit. In ohrenbetäubender Lautstärke liefen die unterschiedlichsten Filme über die extra aufgebaute Leinwand. Komödie, Thriller, Drama oder Doku – der Mix bewies, dass es in Deutschland talentierten Nachwuchs gibt. Selbstverständlich waren ein paar von ihnen eingeladen, um über ihre Filme zu plaudern. Bereits zum zweiten Mal war der Schauspieler und Regisseur Benjamin Martins zu Gast. In diesem Jahr präsentierte er den Kurzfilm „Don‘t Shoot Mr.Taliban“, der bereits auf verschiedenen Festivals Preise gewann. In dem pointiert inszenierten Film setzt er sich mit Vorurteilen auseinander. Ein Mann mit Bart, arabischem Aussehen und Rucksack, betritt ein Flugzeug. Parallel hierzu betritt ein Deutscher ohne Bart einen Klassenraum. In eindrücklichen sieben Minuten hält uns Martins einen Spiegel vor, denn schließlich kommt alles anders als gedacht. Die Idee kam dem jungen Filmemacher, als er bei Twitter einen Text las, in dem eine ähnliche Situation von jemandem geschildert wurde. Als er selbst in einem Zug unterwegs war, erlebte er einen ähnlichen Moment und ertappte sich dabei, wie sein Kopf jene Klischeevorstellung um arabische Selbstmordattentäter wälzte. Martins beschloss, diese Dinge in einem Film zu verarbeiten. Ebenfalls zu Gast war der in Worms geborene Pascal Flörks, der seinen Abschlussfilm „Der Bär“ zeigte. Mit Hilfe von am Computer manipulierten Fotos, erzählte er in flotten acht Minuten die Lebensgeschichte seines Opas, den er als Bär (!) darstellte. Das sorgte zwar für die eine oder andere Irritation, geriet aber trotzdem unterhaltsam und nachdenklich. Eine gelungene Abschlussarbeit, die auch demnächst im Netz zu finden sein wird.
Fazit: Enorm unterhaltsamer Filmabend, der mit einer gelungenen Filmauswahl überzeugte. Leider war die Moderation der Talkrunde ein wenig holprig, sodass die eingeladene Produzentin Susi Eva Maria Herzberger zeitweise die Moderation übernahm.