Wormatia Worms hat sich in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar, Gruppe Süd, nach vier Spieltagen an die Spitze gesetzt. Dass der Start mit bisher drei Siegen nur fast perfekt verlief, lag an einer unglücklichen 1:2-Auswärtsniederlage bei Aufsteiger FC 09 Speyer, die gleichzeitig einen Vorgeschmack auf den Rest der Saison lieferte. Als Topfavorit wird die Wormatia zu den gejagten Teams der Liga gehören, denen man als Underdog allzu gerne eine Niederlage beibringen würde.

Der Start in die neue Saison ist für Wormatia Worms nur teilweise geglückt. Nach einem imposanten 7:2-Auftaktsieg gegen den lange Zeit gut mitspielenden FSV Viktoria Jägersburg, der etwas zu hoch ausfiel, nahm die folgende Auswärtspartie bei dem nächsten Aufsteiger, FC 09 Speyer, einen unglücklicheren Spielverlauf. Zwar traf Wormatias Goalgetter Jan Dahlke zur Führung (36.), aber wenn man danach beste Gelegenheiten zum Ausbau der Führung auslässt, muss man sich nicht wundern, wenn das Spiel noch kippt. Schlüsselszene des Spiels war ein Platzverweis des wild mit Karten um sich werfenden Referees Fabian Knoll aus Kleinottweiler, der insgesamt 14 Verwarnungen aussprach und zwei gelb-rote Karten verteilte. Als der Wormser Joachims in der 70. Minute nach einem Zusammenstoß mit dem Speyerer Torhüter den gelb-roten Karton sah, bekamen die Gastgeber noch einmal Oberwasser. Jetzt wurde es hektisch auf dem engen Kunstrasenplatz und tatsächlich kippte das Spiel in der Schlussviertelstunde. Nach späten Gegentreffern und trotz sechsminütiger Nachspielzeit stand am Ende eine vermeidbare 1:2 Auswärtsniederlage. Dagegen bereitete der TuS Mechtersheim im folgenden Heimspiel wenig Probleme. Bereits kurz nach der Pause stand der 3:0-Endstand nach Toren von Dahlke (27.), Marx (44.) und Loechelt (49.) frühzeitig fest. Dass die Mannschaft etwas aus der Niederlage in Speyer gelernt hat, zeigte sich bei dem 2:1-Auswärtssieg beim SV Röchling Völklingen, wo der Wormatia erstmals nach 36 Jahren mal wieder ein Sieg glückte. Dieser fiel zwar knapp, aber letztlich hochverdient aus, denn auch hier ließen die Wormser – eine halbe Stunde lang in Überzahl – beste Gelegenheiten aus, das Spiel frühzeitig zu entscheiden.

Personelle Erkenntnisse aus den ersten Spielen

Obwohl die Chancenverwertung bisher noch ein großes Manko war, zeigen 13 Tore aus den ersten vier Spielen, dass die Wormatia ihre Torfreudigkeit aus der Vorbereitung mit in die Liga übernommen hat. Torjäger Jan Dahlke macht dort weiter, wo er in der letzten Saison aufgehört hat und hat bereits fünf Mal getroffen. Neuzugang Noel Eichinger stand in den ersten drei Partien als Sturmpartner von Dahlke in der Startformation, für einen dauerhaften Stammplatz reichte es bisher noch nicht, da ihm noch ein wenig die Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor fehlt. Dagegen ist Simon Joachims, der erst im letzten Jahr aus der eigenen Jugend aufrückte, (fast) nicht mehr wegzudenken in der Offensive des VfR. Trotz seiner Sperre nach dem Platzverweis in Speyer erzielte er bereits zwei Tore in drei Spielen. Eigentlich ist Joachims auf der (linken) offensiven Außenbahn zuhause, wo sich außer ihm noch Luca Graciotti und auf der rechten Außenbahn Aaron Asamoah oder Henrique beweisen durften, die sich aber allesamt noch keinen Stammplatz erobern konnten. Die wichtigsten Entscheidungen zum Saisonstart fielen auf zwei Schlüsselpositionen im Mittelfeld. Auf der Sechs bekam bisher Yannik Marx, der vom TuS Mechtersheim zur Wormatia gekommen ist, den Vorzug vor Erik Lickert, der in der letzten Saison immerhin Top-Vorlagengeber und Kapitän des Teams war. Als Regisseur hat sich vorerst Sandro Loechelt gegenüber Fatih Köksal durchgesetzt. Obwohl Lochelt zuletzt verletzt fehlte und Köksal wieder ins Team rutschte, dürfte der quirlige Mittelfeldrenner aufgrund seiner Torgefährlichkeit (2 Tore) und seiner Stärke bei Standards auch zukünftig gesetzt sein. Die Abwehr macht bisher einen recht sicheren Eindruck, auch wenn man zugegebenermaßen noch nicht wirklich von den Gegnern gefordert wurde. Der neue Abwehrchef, der weit gereiste Jean-Yves M’voto, überzeugt mit einer guten Spieleröffnung und ist dank seiner Kopfballstärke auch torgefährlich bei Standards. Der zweite Innenverteidiger, Tevin Ihrig, zusammen mit Graciotti der einzige Überlebende aus dem Regionalligakader, nähert sich nach fast einjähriger Verletzungspause wieder seiner alten Form. Den dritten festen Platz in der Abwehrdreierkette konnte sich etwas überraschend Adrian Kireski, der vom Verbandsligisten Rot-Weiß Darmstadt zur Wormatia gekommen ist, erobern. Wenn der VfR mit einer Viererkette in der Abwehr aufläuft, übernimmt zumeist Allrounder Lennart Grimmer den Part des linken Verteidigers, während Kireski rechts spielt. Der neue Mann zwischen den Pfosten, Ricco Cymer (vorher Alemannia Aachen), machte bisher einen sicheren Eindruck. Allerdings gilt auch für ihn, dass die Spiele, bei denen er mehr gefordert wird, erst noch folgen werden.

Dünne Personaldecke bei der Wormatia

Da Giorgi Veleanu nach seinem Kreuzbandriss noch Trainingsrückstand hat und Kazuki Kamikawa sich vor dem ersten Spiel verletzte und noch ein paar Wochen ausfällt, standen Trainer Kristjan Glibo zu Saisonbeginn, neben drei Torhütern, nur 15 Feldspieler zur Verfügung. Als sich dann noch Loechelt und Asamoah vor dem Spiel in Völklingen krankmeldeten, war die Ersatzbank des VfR merklich geschrumpft. Für bewährte Stammkräfte aus dem Vorjahr, wie Ilias Tzimanis, Fatih Köksal oder Erik Lickert, die bisher wenig zum Einsatz kamen, werden die entsprechenden Einsatzzeiten also noch früh genug kommen. Aufgrund der dünnen Personaldecke werden sie ihre Wichtigkeit noch früh genug unter Beweis stellen müssen. Trotzdem sollte man in dieser Situation und vor dem Hintergrund einer langen Saison noch die Verpflichtung des einen oder anderen Ergänzungsspielers erwarten. Da die Wormatia aber in diesem Jahr mit einem niedrigeren Etat auskommen muss und die Zuschauereinnahmen in Zeiten von Corona nicht gerade sprudeln, sind die Kassen eigentlich zu leer für eine Neuverpflichtung. Aber Trainer Kristjan Glibo würde seiner Linie nicht treu bleiben, wenn er nicht schon längst seine Fühler in Richtung der eigenen Jugendmannschaften ausgestreckt hätte. Im letzten Jahr schafften Joachims und Asamoah den Sprung in den Oberligakader und auch in dieser Saison sollte noch der eine oder andere Jugendspieler als „Neuzugang“ dazu stoßen. Auch wenn dieser Weg ein Stück weit aus der Not heraus geboren ist, so ist er allemal der richtige. Dass Wormatias Trainer Glibo mit jungen Spielern umgehen kann, hat er schließlich während seiner Zeit bei der Wormatia schon oft genug bewiesen.

Bewährungsproben im Oktober

Keine Frage, die Qualität im Kader der Wormatia sollte ausreichen, um eine dominante Rolle in der Südgruppe der Oberliga Rheinland-Pfalz/ Saar spielen zu können. Allerdings folgen im Oktober Bewährungsproben gegen ambitioniertere Teams, die zeigen, wie weit die Wormatia bereits ist. Am 3.10. geht es zur TSG Pfeddersheim, die mit sieben Punkten ordentlich gestartet ist und der Wormatia bereits im letzten Jahr bei zwei knappen Duellen (3:2 Liga, 3:1 Pokal) das Leben schwer machte. Am 11.10. kommt Arminia Ludwigshafen, Anfang November gibt die Zweitvertretung der SV Elversberg ihre Visitenkarte in Worms ab. Das sind allesamt Teams, denen man bedenkenlos den Einzug in die Meisterschaftsrunde zutraut. Bekanntlich waren es aber im letzten Jahr die Spiele gegen vermeintliche Underdogs, in denen die Wormser zu viele unnötige Punkte verschenkt haben. Mit dem FV Eppelborn, FV Dudenhofen oder Hertha Wiesbach warten im Oktober auch Gegner aus dieser Kategorie auf die Wormaten. Die Niederlage in Speyer sollte hierbei Warnung genug sein.

DIE NÄCHSTEN SPIELE DER WORMATIA:

03.10.2020, 15:30 Uhr: TSG Pfeddersheim (A)
11.10.2020, 15:00 Uhr: Arminia Ludwigshafen (H)
17.10.2020, 15:30 Uhr: FV Eppelborn (A)
24.10.2020, 15:30 Uhr: FV Dudenhofen (H)
31.10.2020, 15:30 Uhr: Hertha Wiesbach (A)
07.11.2020, 15:30 Uhr: SV Elversberg II (H)