Corona und die Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben

Corona hat eine Krise ausgelöst, die sich wie ein Virus durch fast alle Wirtschaftsbereiche frisst und hierbei erstaunlich viele Menschen aus dem Mittelstand trifft. Trotzdem gab es manche Wirtschaftszweige, die besonders stark gebeutelt wurden.

Besonders hart getroffen wurde die Veranstaltungsbranche, immerhin zweitgrößter Wirtschaftssektor in Deutschland, die seit März mit einem Berufsverbot belegt ist. In der Tourismusbranche rumort es gewaltig. Nach einem Jahr, in dem Reisen nur eingeschränkt möglich war, stehen nahezu alle Bereiche auf der Kippe. Vom kleinen Reisebüro, über den Reiseveranstalter, bis hin zum Busunternehmen oder der Fluglinie und endet bei den Hotels, die weltweit vor dem Aus stehen. Auch der Handel und die Gastronomie erlebten ein katastrophales Jahr. In beiden Branchen musste man gleich zwei Mal im Jahr 2020 eine Schließung verkraften. Nachdem der erste Lockdown das Frühjahrs-/Ostergeschäft verhagelt hatte, wurde ihnen mit dem zweiten Lockdown auch noch das Weihnachtsgeschäft vermiest. Dazwischen konnte man zwar Shoppen oder Essen gehen, aber geringere Platzkapazitäten, gepaart mit der Verunsicherung der Kunden, ermöglichten auch in diesen Monaten kein gewinnbringendes Arbeiten. Wirtschaftsexperten rechnen damit, dass es in den genannten Branchen im Jahr 2021 zu einer Pleitewelle kommen wird. Dazu kommen die Branchen, die aufgrund der Coronakrise ebenfalls Umsatzeinbußen erlitten. Wenn jemand in Kurzarbeit ist, kauft er sich wohl kaum ein neues Auto oder schließt eine Versicherung ab. Wenn keine Veranstaltungen stattfinden, besteht auch kein Anlass der Kosmetikerin einen Besuch abzustatten oder sein Kleid umnähen zu lassen. Man könnte die Liste endlos fortführen.

DER STAAT „HILFT“

Bereits die Corona Soforthilfe im Frühjahr war eine Mogelpackung, wurden doch für die Berechnung zwar Betriebskosten berücksichtigt, wie Büromiete, Kredit- oder Leasingraten, Versicherungsbeiträge etc., jedoch keine sonstigen Ausgaben, wie die Lohnkosten der Mitarbeiter oder den Krankenkassenbeitrag und private Unterhaltskosten des Selbständigen. Von daher waren die ausgezahlten Corona Soforthilfen für Kleinbetriebe, die je nach Mitarbeiterzahl zwischen 3.000 und 15.000 Euro lagen, allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein. Wer weiter existieren wollte, musste zwangsläufig einen Kredit aufnehmen. Vor allem klammerte die Corona Soforthilfe die Situation vieler Soloselbständiger aus, die kaum Betriebskosten haben, aber ohne Einnahmen nicht mehr ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Speziell in der Veranstaltungsbranche, in der viele schon Harz IV beantragen mussten, standen längst Existenzen auf dem Spiel. Hier hat der Staat sehr spät reagiert und erst im Herbst eine Neustarthilfe für soloselbständige Musiker und Kulturschaffende auf den Weg gebracht, die Unterstützungen zwischen 729.- und maximal 5.000 Euro vorsehen. Gemessen an zehn Monaten Verdienstausfall und der Ungewissheit, wann man wieder seiner Arbeit nachgehen kann, ist auch das allenfalls ein Zubrot. Beim zweiten Lockdown sagte Finanzminister Scholz den von einer Schließung betroffenen Branchen die s.g. November-Hilfe zu, die bis zu 75% des Vorjahresumsatzes beinhalten soll. Aufgrund eines Softwarefehlers sollen diese in vielen Bundesländern aber erst im Januar ausgezahlt werden. Da kann es für manche schon zu spät sein…

DIE RETTUNG DER LUFTHANSA

Dass Subventionspolitik in Zeiten von Lobbyismus und Kapitalismus auch reibungslos funktionieren kann, wurde am Beispiel der größten deutschen Fluglinie deutlich. Denn natürlich hatte auch die Lufthansa aufgrund von zwischenzeitlichen Reiseverboten mit anschließender Reisezurückhaltung wirtschaftlich zu kämpfen. In guten Zeiten hatte die Airline ihre Gewinne in dubiose Steuerparadiese verschoben, jetzt sollte der Staat aushelfen. Und das tat er, mit staatlichen neun Milliarden Euro. Gerechtfertigt, könnte man meinen, schließlich stehen dort jede Menge Arbeitsplätze auf dem Spiel. Um die ging es aber gar nicht, denn ein halbes Jahr später verkündete das Luftfahrtunternehmen, dass man bis Jahresende knapp 29.000 der insgesamt 138.000 Arbeitsplätze abbauen wird. Zusammen mit den im kommenden Jahr geplanten weiteren 10.000 Stellenstreichungen in Deutschland reduziert das Unternehmen seine Belegschaft im Zuge der Coronakrise um fast 40.000 Menschen. Außerdem war in der Zwischenzeit durchgesickert, dass sich die Lufthansa von dem einen oder anderen unrentablen Tochterunternehmen trennen wird. Man könnte auch sagen, man hat die Coronakrise genutzt, um das Unternehmen gesund zu schrumpfen und wieder interessanter für Anleger zu machen. Und genau darum ging es auch der Regierung in erster Linie, als man der Lufthansa staatliche Hilfen zusagte: um den Börsenkurs. Der war im März auf einen historischen Tiefstand gerauscht, anschließend flog die Lufthansa AG sogar aus dem DAX und das Unternehmen war an der Börse gerade mal noch vier Milliarden Euro wert – ein gefundenes Fressen für Heuschrecken. Um das größte deutsche Luftfahrtunternehmen zu stützen, wurden zügig entsprechende Gelder locker gemacht. Um die Mitarbeiter der Lufthansa ging es dabei am allerwenigsten, eher schon um deren Anleger.

GEWINNER DER KRISE

Als in Deutschland der erste Lockdown im März verkündet wurde, da beschlossen offensichtlich viele Deutsche, dass sie ihr Urlaubsbudget in einen neuen Swimmingpool im Garten investieren wollen. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Nachfrage nach selbigen sprunghaft angestiegen war. Ebenso boomte die Nachfrage nach E-Bikes. Ob dies nun speziell mit Corona zusammenhing oder die elektrobetriebenen Fahrräder allgemein häufiger nachgefragt werden, bleibt offen. Da die Menschen in Deutschland zwangsweise sehr viel Zeit in ihrem eigenen Zuhause verbracht haben, verzeichneten Netflix, Sky, Amazon Prime und andere Programmanbieter Rekordzuwächse. Und natürlich ist auch das Vermögen des reichsten Menschen der Welt, Jeff Bezos, während der Coronakrise kräftig gewachsen auf aktuell 190 Milliarden US-Dollar. In Anbetracht der Tatsache, dass in vielen Ländern der Welt die Geschäfte geschlossen waren, durfte sich der Amazon-Chef auf ein besonders lukratives Weihnachtsgeschäft freuen. Für das letzte Quartal des Jahres 2020 stellte Amazon Erlöse zwischen 112 und 121 Milliarden Dollar in Aussicht, was einem Wachstum zwischen 28 und 38 Prozent im Jahresvergleich entspräche. Damit würde der Konzern erstmals die Umsatzmarke von 100 Milliarden Dollar knacken. Für die Einzelhandelsgeschäfte rund um den Globus galt also im Corona Jahr 2020 mehr denn je: „Das Geld ist nicht weg, es hat jetzt nur ein Anderer…“