Es ist 9 Uhr morgens, als das Thermometer bereits stolze 30 Grad Außentemperatur im nichtvorhandenen Schatten des Wormser Doms anzeigt. In der prallen Hitze versammeln sich Fotografen, Kameraleute und Redakteure, um erste Eindrücke des Bühnenbildes der diesjährigen Nibelungen-Festspiel-Inszenierung aufzunehmen.
Die Szenerie wirkt zunächst pragmatisch. Weiße Tücher sind auf der gesamten Bühne ausgelegt. Die Bühnenmitte wird schließlich von einer stoffverkleideten Holzkonstruktion dominiert, die man am ehesten mit einem Berg vergleichen kann. Geschaffen wurde dieser von der Bühnenbildnerin Anne Ehrlich. Die studierte Innenarchitektin arbeitet bereits seit vielen Jahren mit der Regisseurin Lilja Rupprecht zusammen. Unterstützung bekommt sie von Katrin Lehmacher, die als Projektleiterin Bühnenbild die Funktion einer Schnittstelle zur technischen Crew übernimmt, denn es reicht natürlich nicht einfach aus, das Bühnenbild zu gestalten und es anschließend sich selbst zu überlassen. Bevor es bespielt werden darf, muss es vom TÜV abgenommen werden, was man zu diesem Zeitpunkt erfolgreich hinter sich gebracht hat. Das Besondere des diesjährigen Designs ist, dass den rund 600 Quadratmetern verarbeiteten weißen Stoff auch eine Bedeutung als Projektionsflächen zukommt. Ein Licht- und Videodesign wird die Szenerie sprichwörtlich in das rechte Licht setzen, während der Videokünstler Tilo Baumgärtel dafür zuständig ist, das Publikum zum Staunen zu bringen. Staunen, verrät Petra Simon (künstlerische und technische Betriebsdirektorin) an diesem Morgen, werden dieZuschauer auch über die spektakulären pyrotechnischen Effekte. Angesprochen auf das Bühnenbild und was dies symbolisiert erklärt Anne Ehrlich, dass dies zu Beginn für die Gletscherheimat von Brünhild und Frigga steht, im Laufe des Abends wird sich das Bühnenbild jedoch ändern. Auch spielen die Begriffe Fremdsein, Verhüllung und Deformierung eine Rolle. Genauso geheimnisvoll wie diese Worte ist die Höhle, die inmitten des Berges in das Innere des Doms führt. Dort wird ebenfalls gespielt. Die Szenen werden einmal mehr per Kamera auf eine große LED Leinwand auf der linken Seite der Bühne übertragen. In das Szenenbild integriert sind auch die Musiker, was fast schon Tradition bei den Festspielen ist. Eine Aufgabe, die die Bühnenbildnerin ebenfalls vor Herausforderungen stellte. Einerseits sollen die Musiker Teil des Spiels sein, andererseits müssen sie wettergeschützt sein, um die teuren Instrumente nicht zu gefährden. Fast tun einem jetzt schon die Musiker ein wenig leid, denn unter dem schwarzen Musikerzelt dürften die Temperaturen während der Festspielsaison zu Beginn der Aufführung locker die 40 Grad Marke knacken. Eins ist am Ende dieser Präsentation klar, es wird heiß werden ab dem 12. Juli auf der Nordseite des Wormser Doms.