Als Worms in den Achtzigern noch eine graue Maus war, um die Kulturtreibende einen weiten Bogen gemacht haben, hat man öfters den Satz gehört: „In Worms is nix los!“ Heutzutage kann man den Satz nun wahrlich nicht mehr hören. Das kulturelle Angebot in der Stadt hat sich in den letzten 15 Jahren massiv verändert. Zwar gab es zum Start unseres Magazins bereits Jazz & Joy und die Nibelungen Festspiele, aber Das Wormser und das Lincoln Theater existierten beispielsweise noch nicht. In dieser Zeit sind Weltstars wie Randy Newman, Anastacia, Ronan Keating, Joe Cocker oder Bob Geldof in Worms aufgetreten. Deutsche Superstars wie die Fantastischen Vier, Boss Hoss, Jan Delay, Nena oder Sarah Connor haben die Sonderkonzerte beim Jazz & Joy bestritten. Kultbands wie die Sportfreunde Stiller, Simple Minds oder Selig haben in Worms gespielt. Wir haben deshalb bei uns im Verlag nachgefragt: „Welches Kulturereignis in Worms aus den letzten 15 Jahren war dein persönliches Highlight?“
Dennis Dirigo (Redaktion)
Unser umtriebiger Kulturredakteur ist bereits seit 15 Jahren dabei und hat unzählige Veranstaltungen gesehen oder selbst auf der Bühne gestanden. Unvergessen für ihn sein Auftritt mit der Band Edgar bei der Open Air Veranstaltung WO! Arenarock (2010) in brütender Hitze. Für die Top 5 hat er sich jedoch für zwei Nibelungen-Festspiel-Inszenierungen entschieden, die auf eindrucksvolle Weise ausloteten, was vor und mit dem Wormser Dom möglich ist. Beide Stücke begeisterten mit ihren visuellen Einfällen, cleveren Buchvorlagen und einem stimmigen Ensemble. Während Beier sich mehr am klassischen Theater orientierte, brachte Vontobel eine Inszenierung im Kinoformat auf die Bühne vorm Dom. Zudem schaffte es ein kleiner technischer Gimmick, das Publikum ins Staunen zu versetzen und lehrte, dass weniger oftmals mehr ist. Technische Spielereien im Dienst der Musik waren es auch, die bei dem Konzert von „Vereinsheim Baldu“ nachhaltig in Erinnerung blieben. Ein Breitwand Sound, unterstützt von einer psychedelischen Lightshow, machten das Chateau Schembs zu einem magischen Ort. Darüber hinaus unterstrich unser Kulturkoordinator, Dr. David Maier, dass er ein richtig guter Sänger ist (Platz 5). Dass ein Weltstar wie Randy Newman 2015 für eines von zwei Deutschlandkonzerten ausgerechnet nach Worms kam, ließ sich nicht nur Newman-Fan Dennis nicht entgehen, auch Herbert Grönemeyer wurde an diesem Abend im Wormser Theater gesichtet (Platz 4). Die Briten vom Ukulele Orchestra of Great Britain wiederum zeigten, wie man mit dem kleinen, unscheinbaren Viersaiter Hits wie Heroes, Psycho Killer oder der Filmmusik aus „Zwei glorreiche Halunken“ neue Facetten abgewinnen kann. Obendrein begeisterten die Briten bei ihrem Besuch in Worms mit unverwechselbarem britischen Humor (Platz 1).
- The Ukulele Orchestra of Great Britain im Wormser Theater (2014)
- Nibelungen Festspiele: Die Nibelungen. Ein deutsches Trauerspiel, inszeniert von Karin Beier (2005)
- Nibelungen Festspiele: Siegfrieds Erbe, inszeniert von Roger Vontobel (2018)
- Randy Newman im Wormser Theater (2015)
- Vereinsheim Baldu im Chateau Schembs (2014)
Frank Fischer (Chefredaktion)
Unser Chefredakteur war nach eigenem Bekunden schon auf mindestens 1000 Konzerten. Bei den Fantastischen Vier alleine drei Mal in dem Jahr, in dem sie auch in Worms auftraten. Bereits die Bekanntgabe, dass die Fantas zum Sonderkonzert von „Jazz & Joy 2008“ kommen würden, löste hektische Betriebsamkeit in der WO! Redaktion aus. Die Band, die heute in den größten Stadien des Landes spielt, in einem derart intimen Rahmen auf dem Platz der Partnerschaft zu erleben, war schon was Besonderes. Ebenso wie Joe Cockers zweiter Auftritt in Worms beim „Jazz & Joy 2005“ (Platz 3). Von den 15 Inszenierungen der Nibelungen Festspiele haben es zwei in die Top Five geschafft. Zwar bleibt das Stück von Karin Beier aus den Jahr 2005 unerreicht (Platz 2), aber Siegfrieds Erben aus dem Jahr 2018, unter der Regie von Roger Vontobel, kam da schon dicht ran (Platz 4). Die erste Rocknacht 2013, nach der vierjährigen Pause, hatte einen besonderen Spirit. Alte Hasen wie Dreadful Minds oder Still Patient?, Rocker wie Stereoswitch (heute: Joleen), Daddy Wild oder Uncle Herb, die gefeierten Ska-Punker The Offbeat Service und natürlich die unvermeidlichen Döftels sorgten für ein gelungenes Comeback. Den zwölf Wormser Bands merkte man die Lust und Spielfreude – in Anbetracht eines prall gefüllten Saals – merklich an. Leider war es danach nie wieder wie beim ersten Mal (Platz 5).
- Die Fantastischen Vier bei „Jazz & Joy“ (2008)
- Nibelungen Festspiele: Die Nibelungen. Ein deutsches Trauerspiel, inszeniert von Karin Beier (2005)
- Joe Cocker bei „Jazz & Joy“ (2005)
- Nibelungen Festspiele: Siegfrieds Erben, inszeniert von Roger Vontobel (2018)
- Wormser Rocknacht (2013)
Peter Englert (Redaktion)
Als Schauspieler und Sänger steht er oft genug auf der Bühne, aber mindestens genauso oft vor der Bühne, um einem Konzert, Theaterstück o. Ä. zu lauschen. Bei seinem Spitzenreiter war beides der Fall. Bei dem Projekt „Worms 35“, mit nahezu allen Größen der Wormser Musikszene, hat Peter nicht nur moderiert und mitgesungen, sondern auch ehrfürchtig vor der Bühne dem Programm gelauscht. Diese Sternstunde der regionalen Musikszene auf dem Rheinland-Pfalz-Tag 2018 steht bei ihm auf Platz eins. Als Schöpfer der Terence-Hill-Brücke ist es selbstverständlich, dass bei ihm das Open Air Kino Event mit Terence Hill auf Platz zwei landet. Die Fantas stehen hier auf Platz drei, während das allererste Pop up Festival knapp dahinter platziert ist. Und, was für ein Schleimer, das grandiose WO! Open Air Konzert zum fünfjährigen Jubiläum, das direkt vor dem Amtszimmer von Oberbürgermeister Kissel stattfand, schafft es auf Platz fünf. Bei Außentemperaturen von 37 Grad heizten Bands wie Edgar, die Newcomer The Döftels und die Tote-Hosen Coverband Fünf kleine Jägermeister dem völlig überhitzten Publikum ein. Nach dem Auftritt von den Döftels wurde unser Verlagschef mit den Worten zitiert: „Ich habe heute die Zukunft des Rock’n’Roll gesehen und ihr Name ist Bruce Springsteen, äh Peter Englert.“
- Bandprojekt „Worms 35“ im Rahmen des Rheinland-Pfalz-Tages (2018)
- Open Air Kino mit Terence Hill im Wormatia Stadion (2018)
- Die Fantastischen Vier bei „Jazz & Joy“ (2008)
- Das 1. Pop Up Festival (2015)
- WO! Arena Rock – 5 Jahre WO! auf dem Marktplatz (2010)
Christine „Ziggy“ Ziegler (Medienberatung/Redaktion)
Unserer Medienberaterin und Redakteurin, die bei 95 von 175 Ausgaben bei uns an Bord war, ist die Auswahl sehr schwergefallen, in Anbetracht der Fülle von Veranstaltungen aus den letzten 15 Jahren, die in die engere Auswahl kamen. Auch hier sind die Fantastischen Vier auf Platz eins gelandet, während für sie die Nibelungen-Komödie mit Stromberg-Darsteller Christoph Maria Herbst im Jahr 2009 aus den bisherigen Aufführungen herausstach (Platz 2). Jan Delays Konzert auf dem Marktplatz war eines der stimmungsreichsten Sonderkonzerte der letzten 15 Jahre und landet bei Ziggy auf Platz drei. Xavier Naidoos jüngste Äußerungen aus der tiefsten Verschwörungskiste außen vorgelassen, fand sie das Konzert des Monnemers auf dem Platz der Partnerschaft richtig gut (Platz 4). Bei Dick Brave & The Backbeats an gleicher Stelle hat sie die Fünfziger aufleben lassen und das Tanzbein geschwungen (Platz 5). Ganz knapp die Top Five verpasst haben: MIA, Pohlmann, Anastacia, Terence Hill, Gold – Der Film der Nibelungen u.v.m.
- Die Fantastischen Vier bei „Jazz & Joy“ (2008)
- Nibelungen Festspiele: Das Leben des Siegfried, inszeniert von Gil Mehmert (2009)
- Jan Delay bei „Jazz & Joy“ (2015)
- Xavier Naidoo bei „Jazz & Joy“ (2013)
- Dick Brave & The Backbeats bei „Jazz & Joy“ (2012)
Roger Kegel (Medienberatung)
Zwar ist unser Medienberater eigentlich Helene-Fischer-Fan, aber alleine die Ankündigung, dass Anastacia nach Worms kommen würde, hat ihn fast umgehauen, ebenso wie der folgende Auftritt im Mozartsaal. Beindruckt war er von der Premiere von „Siegfrieds Erben“ mit Jürgen Prochnow und dem wackelnden Dom (Platz 2). Auch bei Roger landet der Mannheimer Soul-Prediger Xavier Naidoo in der Top Five, „weil das Konzert trotzdem toll war“ (Platz 3). Eigentlich freut sich Roger über jedes Backfischfest, aber „das Backfischfest 2006 bleibt in besonderer Erinnerung, weil meine Frau damals die Backfischfestbraut war.“ Auch der Rheinland-Pfalz-Tag 2018 mit seiner Fülle an Events in der kompletten Stadt hat es in Rogers Top Five geschafft.
- Anastacia im Mozartsaal (2017)
- Nibelungen Festspiele: Siegfrieds Erben, inszeniert von Roger Vontobel (2018)
- Xavier Naidoo bei Jazz & Joy (2013)
- Backfischfest (2006)
- Rheinland-Pfalz-Tag (2018)
Andreas Stumpf (Fotograf)
Andreas ist als Fotograf vor den Bühnen dieser Welt Zuhause und hat in den letzten 15 Jahren fast jedes wichtige Kulturevent in Worms auf Bildern festgehalten. Er besticht mit Profiwissen in Sachen Musik, sofern es sich nicht um Songs von Dieter Bohlen handelt. An der Spitze steht bei ihm das Konzert von Van Holzen im Rahmen der Wormser Rocknacht 2018, die im Vorprogramm von Itchy aufgetreten waren. Soundcollage aus Psychedelic, Afrobeat und Elektronic („Sea Moa“) trifft auf eine der unkonventionellsten und ambitioniertesten Bands Südafrikas („Medicine Boy“) – diese musikalische Mischung im Rahmen des Pop Up 2016 schaffte es auf Platz zwei. Von den Nibelungen-Inszenierungen fand er die Aufführung mit Uwe Ochsenknecht am Unterhaltsamsten und bei dem Auftritt von Meret Becker im Rahmen der „Theaterbegegnungen“ im Heylshof klebte er das gesamte Konzert über an den Lippen der Sängerin. Auch die Ausstellung von Markus Lüpertz im Museum Heylshof aus dem Jahr 2014 blieb ihm besonders in Erinnerung.
- Van Holzen bei der „Wormser Rocknacht“ (2018)
- Medicine Boy & Sea Moa im Schwarzen Bär im Rahmen des „Pop Up Festivals“ (2016)
- Nibelungen Festspiele: „Gold. Der Film der Nibelungen“, inszeniert von Nuran David Calis (2016)
- Meret Becker & Buddy Sacher im Heylshof im Rahmenprogramm der Nibelungen Festspiele (2013)
- „Hommage a Guardi“ – Ausstellung von Markus Lüpertz im Museum Heylshof (2014)
Simone Klinkert (Grafik)
Unsere Grafikmaus macht mittlerweile hauptsächlich unsere Landeshauptstadt unsicher, aber schon bald zieht sie wieder in nähere Gefilde – den altgeliebten Altrhein. Als stadtbekannte Kulturbanausin sucht sie mit ihren vier Augen hauptsächlich nach grafischen Dingen. Bilder, Gemälde oder Kunstobjekte kann sie stundenlang anstarren und brachte ihren Ex-Partner damit regelrecht zur Weißglut. Da sie aber ein Gehirn wie ein Sieb hat, fällt es ihr danach nicht mal mehr ein, wo sie überhaupt alles war. Für eine Top Five hat es trotzdem gereicht.
- Die Fantastischen Vier bei „Jazz & Joy“ (2008)
- Jan Delay bei „Jazz & Joy“ (2015)
- MIA im Mozartsaal (2019)
- Leningrad Cowboys beim Jazz & Joy (2009)
- Wallis Bird im Café Schmitz, Worms (2006)