MdL Stephanie Lohr besucht gemeinsam mit Frauen Union den Frauennotruf in Worms / Lohr will sich stark machen dafür, dass Frauen mit sexualisierten Gewalterfahrungen mehr Hilfe bekommen können/ Lohr: Sehe es als meine Pflicht an mich hier einzusetzen

WORMS Die „Notruf- und Beratungsstelle – Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt“  in Worms hat ein Alleinstellungsmerkmal, um das es wohl kaum jemand beneidet: Der Frauennotruf ist die einzige Anlaufstelle in Worms und auch im weiteren Umkreis für Frauen und Mädchen, die sexuelle Gewalt erfahren haben. Über 100 Mädchen und Frauen zwischen 14 und 70 Jahren suchen die Einrichtung jedes Jahr auf. Die Nachfrage nach dem Hilfsangebot ist groß. So groß, dass die Einrichtung, die seit nunmehr 30 Jahren besteht, auch selbst Unterstützung braucht. Die Aktiven des Trägervereins haben nun auch die Landtagsabgeordnete Stephanie Lohr auf den Plan gerufen und sind mit ihrer Anfrage bei der Wormser Politikerin auf offene Ohren gestoßen. Stephanie Lohr, die auch Wormser CDU-Vorsitzende ist, will helfen. „Die Frauen haben mich sehr beeindruckt!“, sagt sie: „Ich sehe es als meine Pflicht als Frau in der Politik an, mein Amt zu nutzen, um dieser Aufgabe Gehör zu verschaffen und mich für Frauen einzusetzen und jegliche Form von sexueller Gewalt zu bekämpfen.“  Begleitet wurde Stephanie Lohr von Iris Muth, Bettina Kruse-Schauer, Ursula Weber und Marion Hartmann von der Frauen Union. Die Christdemokratinnen sahen den Vor-Ort-Termin auch mit Blick auf den Internationalen Frauentag, der jetzt am 8. März ansteht, als Tag für die Rechte der Frauen und Symbol für die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau.

Mareike Ott und Esther Ehrenbrand vom Vorstand des Trägervereins, sowie die hauptamtliche Mitarbeiterin im Frauennotruf Regina Mayer, informierten die Christdemokratinnen im Detail über die Arbeit, die im Frauenzentrum geleistet wird. „Jede siebte Frau ab dem 16. Lebensjahr erlebt sexualisierte Gewalt”, berichtete Regina Mayer (Mitarbeiterin Frauenzentrum Worms e.V., Anm. der Red.) und macht deutlich, dass dies erschreckend häufig vorkommt, auch wenn es kaum sichtbar ist. Ein wichtiges Projekt ist die medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung, die Frauen auch dann ärztliche Versorgung und eine vertrauliche Spurensicherung anbietet, wenn diese sich nicht entschließen können, Anzeige gegen den Täter zu erstatten.

 „Die Zuschüsse des Landes und der Stadt Worms sowie die Mitgliedsbeiträge reichen nicht aus um den Bedarf zu decken – die Finanzierung ist nicht gesichert“, sagt Regina Mayer. Zwar gelingt es dem Team, das außer Mayer ausschließlich aus Ehrenamtlichen besteht, im Notfall immer Hilfe anbieten zu können. (Mayer: „Hier wird niemand abgelehnt“). Doch im gleichen Atemzug macht sie deutlich, wie ernst die Lage ist: „Für Beratungen gibt es momentan bei uns eine Warteliste.“ Stephanie Lohr bedauert dies: „Bei so einem sensiblen Thema wie sexueller Gewalt ist das dramatisch“. Sie will sich daher bei den Haushaltsberatungen im Landtag für eine Aufstockung der Mittel stark machen. Gleiches gilt für die Bitte, sich bei der Stadt dafür einzusetzen, dass die Budgets für diese Arbeit erhöht werden. 

Die hauptamtliche Mitarbeiterin im Frauennotruf ist traumatherapeutisch ausgebildet und verfügt über jahrzehntelange Erfahrungen im Bereich sexualisierter Gewalt. Die Beratungsarbeit des Frauennotrufes unterscheidet sich von üblichen psychotherapeutischen und medizinische Hilfen dadurch, dass sie die umfassenden Probleme der Gewaltfolgen berücksichtigt und arbeitet nach dem Grundsatz: Jede Frau hat ihren eigenen Weg! „Viele Betroffene äußern, dass gerade diese umfassende, niedrigschwellige und parteiliche Unterstützung hilfreich ist“, beschreibt Mayer, wie wichtig ein solches Angebot ist. Dazu gehören auch präventive Angebote: Was hilft vor Übergriffen im Netz oder am Arbeitsplatz? Wie können sich Frauen vor sexueller Belästigung im Alltag schützen?

Ein Thema, das der Verein gerne stärker in den Fokus nehmen möchte, ist die sexuelle Gewalt gegenüber behinderten Frauen. „Das ist ein großes, noch zu wenig beachtetes Problem “, sagt Mayer und würde dies gern mit einer weiteren Fachkraft angehen. Mayer verweist auf die Istanbul Konvention, wonach der Staat verpflichtet ist, aktiv gegen jegliche Form sexueller Gewalt gegenüber Frauen vorzugehen.

  „Ich finde die Aufgabe des Vereins sehr wichtig, denn sexuelle Gewalt ist immer noch ein Tabu-Thema“, fasst Stephanie Lohr zusammen. Frauen müssten sich im Alltag noch immer vieles gefallen lassen, was für sie grenzüberschreitend sei. Dazu gehörten auch unangemessene Sprüche am Arbeitsplatz oder im Alltag. „Mir scheint es oftmals so, dass Männern die Grenze zwischen nettem Flirt und unangemessener Bemerkung, die Frauen auf ihr Äußeres reduziert oder ihnen den Eindruck vermittelt, dass man sich nicht als gleichwertig wahrnimmt, nicht bewusst ist“, sagt Stephanie Lohr, der solche Erfahrungen, wie sie anmerkt, auch selbst nicht fremd sind. „Wir brauchen starke und selbstbewusste Frauen, die sich wehren und Männern erklären, wo die Grenzen sind.“

INFO

Das Warbede Frauenzentrum Worms e.V. gründete sich 1998. Es ist ein gemeinnütziges autonomes Frauenprojekt, hervorgegangen aus dem Verein „Frauen helfen Frauen“, der 1980 das Frauenhaus gegründet hat. Heute ist das Frauenzentrum Trägerverein für die Notruf- und Beratungsstelle und bietet in einen geschützten Raum für Frauen, insbesondere für Frauen mit sexualisierten Gewalterfahrungen. Der Verein bietet auch zweimal pro Woche ein Frauencafé an.