Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Ideen. Seit Wochen steht das kulturelle Leben deutschlandweit still. Für zahllose Künstler, Veranstalter und Gastronomen ist das eine wirtschaftliche Katastrophe. Die Anerkennung dieses Berufsstandes durch die Politik blieb bis dato noch aus.

Während zumindest Bundespräsident Steinmeier am 1. Mai die Bedeutung der Kultur mit dem Satz betonte, dass Kunst und Kultur in einem sehr buchstäblichen Sinne Lebensmittel seien, finden die Krisenpolitiker bisher nicht die richtigen Worte. Fast scheint die Kultur alleingelassen, zumal für viele Solokünstler noch nicht einmal die Soforthilfe in Rheinland-Pfalz greift. Somit bleibt vielen Künstlern der Gang zum Jobcenter nicht erspart. Nicht viel besser sieht es für Schausteller aus, die ohne Veranstaltungen ein Jahr ohne Einnahmen haben. Doch Not macht erfinderisch. Wir stellen hier zwei Formate vor, die zwar zum wirtschaftlichen Leben nicht reichen werden, aber zeigen, wie notwendig das „Lebensmittel Kultur“ ist und wie bereichernd Zuckerwatte sein kann:

KARANTENA TV

Wenn das Publikum nicht zur Kultur kann, kommt eben die Kultur nach Hause. So ähnlich könnte der Wahlspruch von Karantena.TV lauten. Ähnliches gilt auch für gemeinsames Fitnesstraining oder Tanz, denn das geht im Moment ebenfalls nicht. Der umtriebige Sänger, Schauspieler und Kommunalpolitiker Peter Englert steckte mit Tanzlehrer Gerrit Sürder den Kopf zusammen, traf sich mit Christian Ruppel vom Medienpark Vision und schon stand der erste Wormser Streamingkanal. Tanzlehrer Sürder stellte die derzeit ungenutzten Räumlichkeiten der Prinz Carl Tanzschule im Park zur Verfügung, Ruppel die Technik und Englert seine vielfältigen Entertainmenttalente. Heraus kam ein Programm, das sowohl der Fitness und dem Tanz als auch der Kultur einen Rahmen bietet. Exklusiv gab es dort vor kurzem einen Talk über die abgesagten Nibelungen-Festspiele mit Regisseur Roger Vontobel, Dramaturg Thomas Laue und dem Autoren Ferdinand Schmalz. Neben diversen Konzerten lädt das Team ab und an auch zu einem launigen Frühstücks- oder Feierabendfernsehen. Zugleich sorgte das Karantena-Team für das erste und vielleicht einzige Festivalhighlight in diesem Jahr. Während es draußen in Strömen regnete, konnte man zu Hause mit einem Festivalpaket, gefüllt mit Wormser Erzeugnissen, den (Dis)-Tanz in den Mai feiern und den Klängen von Wormser Künstlern wie Rolf Bachmann, Dr. David Maier oder den Döftels lauschen. Klar fehlte das Live Feeling mit Publikum und monetär blieb für die Künstler nichts zu verdienen, aber zumindest zeigten sie eindrucksvoll, dass sie noch da sind und das Rocken nicht verlernt haben.

FESTPLATZ TO GO

Ebenfalls noch da, aber derzeit ohne Arbeit, sind die Wormser Schausteller. Eigentlich hatte man zu Beginn des Jahres noch mit Veranstaltungen wie „Worms blüht auf“ und dem Pfingstmarkt gerechnet, doch daraus wurde nichts. Dennoch möchte man den Wormsern den vertrauten Duft von gebrannten Mandeln, kandidierten Äpfeln oder frisch zubereiteten Crepes nicht vorenthalten. Da das Auto in Bezug auf die Verbreitung des Virus derzeit das wohl sicherste Verkehrsmittel ist, lag der Gedanke nah, einfach einen Drive-in mit den leckersten Köstlichkeiten der hiesigen Schausteller zu eröffnen. Ein Festplatz ist er zwar nicht, aber an der Alzeyer Straße gelegen ist der große Parkplatz vor der EWR Arena nicht die schlechteste Wahl. Da der Verzehr vor Ort aktuell nicht gestattet ist, heißt es parken, Mund-Nasen-Schutz anziehen, kurz bestellen und schon kann man zumindest das kulinarische Gefühl eines Rummelplatzes zu Hause genießen. Die Verwaltung hat schon mal grünes Licht gegeben. Die erste Runde findet vom 7. bis 9. Mai statt. Weitere sollen folgen.

EIN VIRTUELLER HERRNSHEIMER WEINSOMMER?

Ende April wurde durch Ortsvorsteher Andreas Wasilakis auch der Herrnsheimer Sommer abgesagt. Ein Konzept für einen virtuellen Weinsommer gibt es zwar noch nicht, dennoch hat Wasilakis angedeutet, dass mit einer virtuellen Überraschung zu rechnen sei. Denkbar wäre, den Wine-Slam per Streaming zu übertragen und zuvor ein entsprechendes Weinpaket zu packen. Ob es so kommt, das wird der Sommer zeigen!

(Update 10.05.: Am 01.08. wird der diesjährige WineSlam bei Karantena.TV  ab 18 Uhr stattfinden. Acht Winzer stellen bereits zum sechsten Mal auf kuriose und ausgefallene Art und Weise jeweils in nur 5 Minuten ihren Lieblingswein vor. Das dazugehörige Weinpaket mit acht Flaschen kostet 60 Euro und kann bei dem Weingut Vinotom (https://www.vinotom.de/de/wineslam) bestellt werden. Moderiert wird der Abend von Andreas Baaden und Thomas Schäfer. Die musikalische Gestaltung übernimmt unsere „Hausband“ District Lounge.

INFO:

Abschließend möchten wir noch auf eine Crowdfundingaktion aufmerksam machen:

Die Spendenkampagne „Unterstützung für Wormser Kulturschaffende“ ist auf Initiative einer kleinen privaten Gruppe in Kooperation mit der Kulturkoordination der Stadt Worms entstanden und soll dazu dienen, Kulturschaffende zu unterstützen und die gesammelten Spenden an die Betroffenen als Soforthilfemaßnahme weiterleiten. Die Spenden werden auf einem Konto der Stadt Worms verwaltet. Nach einer einfachen und unbürokratischen Antragstellung werden die Gelder in einem transparenten Verfahren verteilt. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe waren bereits Spenden in Höhe von 5.935.- Euro eingegangen.

Alle Informationen zu dem Projekt finden Sie hier.