Teil 97: Ein öffentlicher Aufruf und ganz viele Fragen

Ja, da hat mein Kollege zur Linken ausnahmsweise Recht, man darf mich jetzt Dr. Bert Bims nennen. Einzig meine Dissertation zu dem Thema „Die erotische Wirkung von satirisch angehauchten Society-Reportern auf alleinstehende, ausgehungerte Frauen“ ist derzeit noch unter Verschluss. Aber es geht hier nicht um mich, sondern unseren OB, um den ich mir ernsthaft Sorgen mache. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, was ist denn in den Herrn Kessel gefahren?“

Erst war unser Stadtoberhaupt über Monate hinweg in seinem heimischen Garten abgetaucht, um dann zu Jahresbeginn – nach dem Hickhack um Ausgangssperre und 15-km-Regel – den Zorn vieler Wormser auf sich zu ziehen. Und jetzt will Kessel auch noch höchstpersönlich den Kaufhof wieder auf Vordermann bringen, indem er das Ordnungsamt dort einnistet. Das zeigt wieder einmal: Manche Beamte sind derart unbestechlich, dass sie nicht einmal Vernunft annehmen. Wir haben uns deshalb dazu entschieden, folgenden Aufruf zu veröffentlichen:

„Herr Kessel, wenn Sie ferngesteuert, erpresst oder aus sonstigen Gründen von irgendwelchen finsteren Hintermännern gezwungen werden, den Job als Oberbürgermeister von Worms auszuüben, dann geben Sie uns bei der nächsten Pressekonferenz ein diskretes Zeichen (Kratzen am rechten Ohr). Wir werden dann die entsprechenden Schritte einleiten, um Sie aus Ihrer misslichen Lage zu befreien.“

Zu den Fakten: Knapp 6 Mio. Euro buttert die Stadt an Miete in den nächsten 10 Jahren in das zukünftige Kaufhofgebäude. Berechtigter Einwand: Für das Geld hätte man doch auch selbst bauen können. HALT, STOPP!! Mir fiel grad das Parkhaus am Dom ein, wo die Stadt Bauherr war und ich nehme postwendend alles wieder zurück. Dann doch lieber mieten, wobei 4.500 m² für 70 bis 100 Mitarbeiter durchaus beachtlich sind, reden wir doch hier von 45 bis 65 m² pro Mitarbeiter. Wollen die dort arbeiten oder wohnen? Gut okay, die standardmäßige Matratze im Büro nimmt zwar Platz ein, aber soooo viel auch wieder nicht. Das erinnert mich übrigens an meinen Lieblingsbeamtenwitz. Sagt ein Beamter zum anderen: „Machen wir heute Mittagspause oder schläfst du durch?“ Oder kennen Sie den? Zwei Beamte unterhalten sich. Sagt der eine: „Guck mal, der Neue ist gerade am Schreibtisch eingeschlafen.“ Darauf der andere: „Der hat sich aber schnell eingearbeitet!“ Aber ich will hier keine billigen Beamtenwitze verbreiten, schließlich sind Beamten die Träger der Nation. Also einer träger als der andere (Hahaha, nu is aber genug…). Übrigens: Mein Kollege Dirigo hat mich gerade darauf hingewiesen, dass die Mitarbeiter des Ordnungsamtes gar keine Beamten sind. Aber davon lässt sich ein Bert Bims doch nicht seine Beamtenwitze versauen.

SCHNIPP SCHNAPP – HAARE AB
Die gute Nachricht des Monats: Zum 1. März dürfen die Friseure wieder öffnen. Das war auch dringend nötig, bevor Jens Spahn noch mit einem Schimpansen verwechselt wird. Zugegeben: Noch einen Monat länger und man hätte auch mich kaum noch von Chewbacca aus „Star Wars“ unterscheiden können. Ich habe deshalb vorsorglich meinen Coiffeur des Vertrauens informiert, dass er sich für meinen Friseurbesuch vorab schon mal eine Heckenschere besorgen und den Naturschutzbund informieren soll, falls sich in den letzten drei Monaten eine seltene Tierart in meiner Lockenpracht angesiedelt hat. Für alle anderen Lockdown gebeutelten Branchen gilt es dagegen, den Gürtel enger zu schnallen, so wie das Peter Altmaier gefordert hat. Ich dagegen frage mich, wann unser Wirtschaftsminister überhaupt zum letzten Mal seinen Gürtel enger geschnallt hat. Bei Sichtung seines Bauchumfangs über mehrere Monate hinweg, bestätigte sich mein Verdacht, dass sich Altmaier, der alte Fuchs, alle vier Wochen einen breiteren Gürtel bei Amazon bestellt, während er uns was von Enthaltsamkeit erzählt. Da ich persönlich die Kapitalisten- und Ausbeuterschweine von Amazon auch im Lockdown nicht unterstütze, bin ich heilfroh, dass unsere Landesfürstin Malu Dreyer rechtzeitig vor der Kommunalwahl wenigstens das Solo-Shopping erlaubt und hab deshalb für zwei Stunden die Herrenabteilung beim Jost sperren lassen, damit ich mir in aller Ruhe einen engeren Gürtel aussuchen kann.

IMPFPFLICHT FÜR KONZERTBESUCHER?
Derweil fordert Eventim zukünftig eine Impfpflicht für Konzertbesucher. Ein Schelm, wer dahinter Geschäftssinn vermutet, schließlich werden Termine für Corona-Schutzimpfungen in Schleswig-Holstein nicht zentral über die Kassenärztliche Vereinigung, sondern den Ticketservice Eventim vergeben, der bei jeder Impfung mitverdient. In Anbetracht des Schneckentempos, mit dem derzeit in Deutschland geimpft wird, wirft dies gleich mehrere Fragen auf: Soll etwa „Rock am Ring“ vor lauter 70- bis 90-Jährigen stattfinden und heißen die Hauptsponsoren dann Kukident, Latschenkiefer und Doppelherz? Ist Stagediving in Anbetracht der vertretenen Hauptrisikogruppe überhaupt noch vertretbar? Bedeutet das im Umkehrschluss, dass auch geimpfte Künstler zuerst wieder auftreten dürfen und welche Folgen hätte das fürs Wormser Jazz & Joy? Wird der junge, knackige Headliner CRO, dessen offizieller Impftermin erst im Jahr 2025 ansteht, wieder ausgeladen und es treten stattdessen „Die Amigos“ auf? Fragen über Fragen, aber ich verspreche Ihnen, ich gehe der Sache bis zum nächsten Mal auf den Grund.

Ihr Dr. Bert Bims