Man sieht es an allen Ecken und Enden, dass Worms von Tag zu Tag immer WOWer wird. Liegestühle, ein Fotoautomat und ein Worms-Schild zieren nun unsere Innenstadt. Ich höre Sie deshalb schon wieder zu Tausenden fragen: „Sagen Sie mal, Herr Bims, wie WOW kann eine Stadt tatsächlich werden?“

 Ja, es nicht zu übersehen, dass Worms lang- sam (sehr langsam…), aber sicher WOW wird. Als ich den Slogan zum ersten Mal hörte, verstand ich zunächst akustisch: „Worms wird Au“. Mit diesem noch aus den Achtzigern stammenden Spruch warnten seinerzeit Leute aus dem Umland vor einem Besuch des Starefestes oder des Backfischfestes, was so viel bedeutete wie: Es kann sein, dass du mit Schrammen, Beulen oder einer Gehirnerschütterung aus Worms zurückkommst. Aber „Worms wird WOW“ klingt natürlich geschmeidiger und schließlich ist dies ja eine Imagekampagne, um den kränkelnden Patienten Innenstadt aufzupäppeln. Leider ist dem Projektteam gleich zu Beginn ein unverzeihlicher Fehler unterlaufen, denn für die Imagekampagne wurde eine Werbeagentur aus Trier (!!!) engagiert, die uns für einen sechsstelligen Betrag weismachen soll, wie man unser historisches Migrantenkleinod, genannt Innenstadt, wieder auf Vordermann bringt. Da frag ich mich ernsthaft: „SEIT WANN BENÖTIGT DENN DIE ÄLTESTE STADT DEUTSCH- LANDS RATSCHLÄGE VON DER ZWEITÄLTESTEN STADT??“

Wir Wormser sind nun mal älter und reifer, wer soll uns denn noch was Neues erzählen? Kein Wunder, dass die Trierer Jungspunde direkt mit so hippen und neumodischen Ideen um die Ecke gekommen sind. Zum Beispiel Plakate drucken und damit auch den abgelegensten Fleck in der Innenstadt mit „Worms wird WOW“ Schriftzügen dekorieren, damit auch der letzte Hinterwäldler kapiert, was Worms irgendwann mal werden soll. Bei den Klappstühlen in der Innenstadt ist der Agentur allerdings ein kleiner Denkfehler unterlaufen. Perfekt wäre gewesen, wenn man auch noch eine regionale Hydraulikfirma als Sponsor mit ins Boot geholt hätte, damit die Firma mit schwerem Gerät auch ältere oder adipöse Menschen wieder aus den Liegestühlen heraushieven kann. Auch die Idee mit den „Grünen Zimmern“ ist vom Ansatz her gut. Ich denke allerdings, wenn man das Interesse der Wormser erlangen will, kommt es darauf an, was genau in diesen „Grünen Zimmern“ angepflanzt wird. Bei einem entsprechend auf die Wormser Bevölkerung zugeschnittenen Pflanzenangebot könnte ich mir durchaus vorstellen, dass sich nicht wenige Zeitgenossen rauchend in eine Grüne Oase zurückziehen, um anschließend noch ein – hihihi – beki?tes Foto im neuen Wormser Fotoautomaten zu machen. Nur von einem chilligen Abhängen in den Liegestühlen ist dringend abzuraten. Sie wissen schon, sonst muss wieder die Hydraulikfirma ausrücken…

Eine neue Touristensensation

Seit einigen Tagen ziert nun auch ein richtig fettes WORMS-Schild den Ludwigsplatz. Ich persönlich finde das neue Teil super! Wenn nämlich mal wieder Touristen orientierungslos durch die Innenstadt irren, weil sie krampfhaft den Ausgang aus der Stadt suchen und hilfesuchend Einheimische anhauen: „Sagen Sie mal, wo sind wir denn hier gelandet?“, dann kann man auf das große Schild am Ludwigsplatz verweisen und ganz cool sagen: „EI, GUCK MO DO HIE. DU BISCHD IN WORMS, BRO!“ In großen Buchstaben aus echtem 585-er Gold prangt dort eine touristische Weltsensation, die wir uns gerne 64.000 Euro kosten lassen, weil dadurch die Massen von überall her in die Wormser Innenstadt strömen werden. Scheiß auf die Hängeseilbrücke Geierlay oder die Kreidefelsen auf Rügen – der neue Foto HotSpot für Influencer befindet sich in Worms. Auf dem Ludwigsplatz. Im Übrigen soll das WORMS-Schild auf kurz oder lang noch mit dem Zusatz „ARMAGEDDON“ versehen werden. Dann kommen langfristig gesehen auch die ganzen Computerspiel-Gamer nach Worms, um sich vor dem Schild fotografieren zu lassen.

Oh Moment, ich höre gerade von unserem Baudezernenten Timo Horst, dass die Decke des Ludwigsplatzes auf gar keinen Fall zehn weitere Buchstaben aufnehmen kann. Sonst kann es passieren, dass so ein Nintendo-Freak gerade live auf Sendung ist, weil er ein TikTok-Video dreht und zack… dann kracht die Decke ein und der TikToker landet im darunter liegenden Parkhaus. Gut, andererseits kann man auch das positiv sehen, denn ein solcher Vorfall bringt natürlich Aufmerksamkeit und eine breite Ö?entlichkeit. Und genau darum geht es doch heutzutage! Täglich geilen Content kreieren, damit die Userzahlen explodieren. Wobei das WORMS-Schild ja mobil ist und auch noch an anderen Orten zum Einsatz kommen soll. Vorm Eingang zu den „Wormser Drumbe“ (im Volksmund auch „Vorhof zur Hölle“ genannt) oder auf dem „Berschdeberg“ im Wormser Wäldchen beispielsweise. Sie kennen den „Berschdeberg“ nicht? Der Hügel im Wormser Wäldchen gilt als magischer Ort, an dem jeder echte Wormser mindestens einmal in seinem Leben Sex gehabt haben sollte (umgangssprachlich: „berschde“) – so besagt es die Legende. Seine anziehende Magie bezieht der Hügel aus der Tatsache, dass darunter eine ehe- malige Mülldeponie verborgen liegt. Die Wormser waren halt schon immer ganz besondere Romantiker.

 

Bis nächsten Monat!! Ihr Dr. Bert Bims