Wenn man den Kommentaren in den Sozialen Netzwerken Glauben schenkt, nimmt die Kriminalität in Worms immer weiter zu. Konsens: „Es wird immer schlimmer“, direkt gefolgt von „Früher war alles besser“. Dass es auch schon früher Einbrüche, Überfälle oder Schlägereien gab, spielt in der subjektiven Wahrnehmung dieser Bürger offensichtlich keine Rolle, denn tatsächlich ist die Kriminalitätsrate nicht höher als in früheren Jahren. Aber dann passierten innerhalb eines Monats mehrere Vorfälle von Vandalismus in Worms, die einen daran wieder zweifeln lassen.

DIE LOKHALLE BRANNTE ZUM DRITTEN MAL IN KÜRZESTER ZEIT

In der Nacht vom 8.11.2019 brannte die ehemalige Lokhalle in der Bensheimer Straße lichterloh. Und das nicht zum ersten Mal, denn bereits am 19.10. und am 24.10. hatte es dort gebrannt. Zunächst war ein Feuer in einem der alten Waggons ausgebrochen, nur wenige Tage später dann in einem LKW. Bei beiden Bränden wurde die Feuerwehr rechtzeitig alarmiert, sodass die alte Lokhalle jeweils gerettet werden konnte. Das Bild, das sich den Einsatzkräften diesmal vor Ort bot, stellte die beiden vorangegangenen Brände der jüngsten Zeit jedoch weit in den Schatten: Bereits mehr als die Hälfte des historischen Gebäude stand beim Eintreffen der Einsatzkräfte in Flammen, noch während der Aufbauarbeiten stürzten Teile des Daches ein. Die Feuerwehr konnte das Ausbreiten des Feuers auf das gesamte Gebäude nicht mehr verhindern. Um 23.40 Uhr stürzte das Dach endgültig ein. Fast im gesamten Stadtgebiet und auch außerhalb war das Feuer zu sehen, dicker, schwarzer Qualm und etliche Meter hohe Flammen drangen aus dem Gebäude. Per KATWARN und Facebook informierte die Feuerwehr zudem die Bevölkerung und bat darum, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Nach und nach rückten alle verfügbaren Einsatzkräfte der Wormser Feuerwehr an, zudem unterstützte die Feuerwehr Frankenthal mit einer Drehleiterbesatzung die Löscharbeiten. Inklusive Rettungsdienst mit Organisatorischem Leiter, Polizei und Feuerwehr waren 100 Einsatzkräfte vor Ort. Zwei Einheiten der Wormser Feuerwehr standen zudem auf Abruf bereit. In der Nacht hatte die Feuerwehr einen Schaumteppich in das Gebäude gepumpt, um den Brand zu ersticken. 2.500 Liter Schaummittel setzten die Einsatzkräfte ein. Aufgrund des Ausmaßes des Brandes waren 3.500 Meter Schlauch erforderlich, teilweise mussten die Feuerwehrleute mehrere hundert Meter lange Löschstrecken bilden, um alle Hydranten im Umkreis der Einsatzstelle zu erreichen. 27 Feuerwehrfahrzeuge waren im Einsatz, davon drei Drehleitern. Da Oberleitungen vom Netz genommen werden mussten, mussten auch zwei Bahnstrecken – Mainz und Hofheim – gesperrt werden. Zudem kam es durch Sperrungen zu Behinderungen im Straßenverkehr. In dem rund 100 Jahre alten Gebäude befanden sich zwei historische Lokomotiven, drei Waggons und drei LKW. Die Schadenshöhe liegt alleine im Hinblick auf die genannten Fahrzeuge bei rund 500.000 Euro. Der Lokschuppen ist nach wie vor im Besitz der Deutschen Bahn, wurde jedoch bereits vor Jahren an einen Verein verpachtet. Bei einer Untersuchung der Experten der Wormser Kriminalpolizei im Anschluss an die Löscharbeiten der Feuerwehr erhärtete sich der Verdacht auf Brandstiftung. Bereits fünf Tage nach dem Brand konnten Polizeibeamte einer eigens gebildeten Ermittlungsgruppe in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Mainz einen 17-jährigen Wormser festnehmen. Der Jugendliche steht im dringenden Tatverdacht, gemeinsam mit zwei weiteren Tatbeteiligten im Alter von 15 und 22 Jahren aus Worms, den Brand vorsätzlich gelegt zu haben. Der 17-jährige Jugendliche wird zudem beschuldigt, auch die beiden vorangegangenen Brände in der Lokhalle gelegt zu haben. Im Anschluss an seine Festnahme hat der Ermittlungsrichter des Amtsgerichtes Mainz auf Antrag der Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft angeordnet. Der Beschuldigte befindet sich seitdem in einer Jugendstrafanstalt.

VERWÜSTUNGEN IN DER PFRIMMTAL REALSCHULE PLUS

Am darauffolgenden Wochenende verwüsteten Einbrecher insbesondere die Sporthalle und ein Treppenhaus der Pfrimmtal Realschule plus am Standort Nievergoltstraße. Besonders rabiat gingen die Täter an der Sporthalle vor: Um ins Innere zu gelangen, schlugen die Unbekannten eine Scheibe ein und zerstörten eine Tür. Außerdem beschädigten sie die Gebäudefassade. Alleine die Schäden an der Fassade belaufen sich auf geschätzte 15.000 Euro. In der Halle wurden zudem Sportgeräte von Vereinen in Mitleidenschaft gezogen. Die Sporthalle war vor neun Jahren teilsaniert worden. In einem Block des Schulgebäudes verwüsteten die Täter hauptsächlich das Treppenhaus und kippten Farben aus dem Materialbestand der Schule aus. Für die Reinigung musste eine externe Firma beauftragt werden, außerdem musste das Treppenhaus neu gestrichen werden. Der Schulbetrieb konnte indes auch weiterhin aufrechterhalten werden. Hausmeister- und Reinigungskolonnen des städtischen Gebäudebewirtschaftungsbetriebs waren am frühen Morgen im Einsatz, um die gröbsten Schäden und Verschmutzungen zu beseitigen. Die Schadenshöhe liegt bei geschätzten 21.000 Euro. Auch hier konnte die Polizei Worms schon nach wenigen Tagen einen Fahndungserfolg verzeichnen und nach intensiven Ermittlungen zwei Tatverdächtigte festnehmen. Es handelt sich dabei um zwei 13- bzw. 14-Jährige Wormser, die nun weiteren polizeilichen Maßnahmen, auch in Absprache mit dem Jugendamt Worms, unterzogen werden.

SCHNEISE DER VERWÜSTUNG IM WÄLDCHEN

Eine Schneise der Verwüstung haben Unbekannte am vergangenen Wochenende im städtischen Gehölzbestand unterhalb des Äschebuckels in Richtung B 9 hinterlassen. Äste und Büsche wurden massiv niedergetreten oder kurzerhand abgesägt. Reifenabdrücke im aufgeweichten Untergrund legen die Vermutung nahe, dass es sich bei den Umweltfrevlern um Radfahrer oder Mountainbiker handelt, die sich den Weg freimachten für eine Abkürzung oder einen Offroad-Parcours. Den entstandenen Sachschaden beziffert die Abteilung Grünflächen und Gewässer auf zirka 2.000 Euro. Es wurde Strafanzeige erstattet. Die Täter konnten noch nicht ermittelt werden, wer jedoch sachdienliche Hinweise geben kann, meldet sich bitte bei der Polizei oder bei der Abteilung Grünflächen und Gewässer, Telefon 06241 / 853- 6706 bzw. -6701, E-Mail: gruenflaechen@worms.de.

MOTIVE BLEIBEN UNKLAR

Es sind Taten, die fassungslos machen, wenn man zudem noch hört, dass die Täter weitestgehend noch Jugendliche waren. Welches Motiv die Jugendlichen hatten, ist weiterhin unklar. Man kann nur vermuten, dass es blinde Zerstörungswut war, die die Täter angetrieben hat. Und die kann nur, unabhängig vom Alter, mit aller Härte bestraft werden.