Im November mussten die Wormaten verstärkt dem Mammutprogramm der letzten Wochen Tribut zollen. Da der Kader in der Breite nicht so stark besetzt ist wie bei anderen (Spitzen-)Teams, war ein gewisser Substanzverlust erkennbar, der sich in vier Niederlagen am Stück niederschlug, ehe zwei Heimsiege in Folge den VfR wieder auf einen einstelligen Tabellenplatz schoben. Dort würde man, bei noch zwei ausstehenden Spielen, gerne auch überwintern.
Wenn am 10. Dezember die Partie des VfR Wormatia Worms gegen den 1. FC Saarbrücken abgepfiffen wird, dann wird die Mannschaft von Trainer Steven Jones mit ziemlicher Sicherheit auf einem Nichtabstiegsplatz stehen. Gleichzeitig wird dies das 28. Pflichtspiel (inkl. Pokal) in den letzten vier Monaten seit Saisonbeginn, Anfang August gegen Kickers Offenbach, gewesen sein. Von daher haben sich die Spieler die zweimonatige Winterpause mehr als verdient. Warum man in der Regionalliga Südwest 24 von 38 Spieltagen unbedingt vor der Winterpause durchboxen musste, ehe man im Frühjahr relativ entspannt 14 Spieltage in 3 Monaten spielt, darf zumindest hinterfragt werden. Erschwerend kam für die Wormatia hinzu, dass der Südwestdeutsche Fußballverband beschlossen hat, auch seinen Pokalwettbewerb nahezu komplett bereits vor der Winterpause durchzuziehen, ehe man nach dem Halbfinale sage und schreibe 7 Monate (!!) wartet, bis man das Endspiel am 27. Mai 2017 austrägt. Die gute Nachricht in diesem Zusammenhang lautet, dass der VfR seinem großen Saisonziel, dem Gewinn des Südwestpokals mit damit verbundener Qualifikation für die erste DFB-Pokal- Hauptrunde 2017, einen großen Schritt näher gekommen ist. Denn das Finale am 27.05.17 in Grünstadt lautet „SV Morlautern gegen Wormatia Worms“. Auf dem Weg in dieses Endspiel mussten die Wormser jede Menge hochkarätige Oberligisten bezwingen. Sowohl im Achtelfinale bei der TSG Pfeddersheim (2:1), im Viertelfinale (2:1 bei TuS Mechtersheim), als auch im Halbfinale bei Schott Mainz (4:1) musste die Wormatia in Bestbesetzung antreten, um das jeweilige Weiterkommen sicherzustellen. Da diese Aufgaben allesamt mit der nötigen Konzentration angegangen wurden, gab es in der Liga den einen oder anderen Aussetzer, den man der Mannschaft um Kapitän Florian Treske in Anbetracht des Mammutprogramms verzeihen sollte.
IM NOVEMBER ZUNÄCHST GLÜCKLOS IN DER LIGA
War die 1:2-Heimniederlage am 01.11. gegen den SSV Ulm noch in der Kategorie „absolut unnötig“ einzustufen, geriet man eine Woche später bei Tabellennachbar, TUS Koblenz, erst nach dem Platzverweis für Benjamin Maas (42./Notbremse) auf die Verliererstraße. Zwar konnte Torhüter Mario Miltner zunächst den von Maas verschuldeten Elfmeter parieren, aber 20 Minuten vor Schluss kamen die Koblenzer dann doch noch zum Siegtreffer. So beendete der VfR die Hinrunde auf Platz 12, mit gerade einmal zwei Punkten Abstand zum ersten möglichen Abstiegsplatz. Was zudem gegen die Wormatia sprach, war die aktuelle Tendenz, immerhin hatte man zu diesem Zeitpunkt vier der letzten fünf Spiele verloren. Dass es anschließend bei Kickers Offenbach die vierte Niederlage in Folge setzte, war in Anbetracht der Auswärtsbilanz der Wormser beim OFC nicht mehr wirklich überraschend. Da gleichzeitig die Abstiegsplätze bedrohlich nahe rückten, kam dem Heimspiel gegen VfB Stuttgart II. am 19.11. durchaus eine gewisse Bedeutung zu. Eine Niederlage und die Wormatia würde erstmals auf einen Abstiegsrang rutschen…
DIE WENDE NACH FÜNF NIEDERLAGEN IN SERIE
Dass die Mannschaft funktioniert und wie man so schön sagt „genügend Charakter besitzt“, zeigte sich in der Partie gegen den VfB Stuttgart II., die man von der ersten Minute an mit der nötigen Konzentration anging, indem man den Gegner früh zu Fehlern zwang. Während man zuvor die Spiele in Homburg und Koblenz erst aufgrund eigener Platzverweise verlor, mussten diesmal die Schwaben bereits in der 6. Minute wegen einer Notbremse auf Ristl verzichten, weil er den durchgebrochenen Jan-Lucas Dorow mit unfairen Mitteln gebremst hatte. Jener Dorow sollte sich im Laufe des Spiels zum Schreckgespenst der Schwaben entwickeln, schaffte doch der Neuzugang aus Kaiserslautern in der ersten Halbzeit einen blitzsauberen Hattrick. Insgesamt hätte der vollkommen entfesselt agierende Dorow locker ein halbes Dutzend Tore an diesem Tag erzielen können. Trotzdem stand am Ende ein wichtiger und verdienter 3:1-Sieg gegen den VfB II., der die Wormatia erst mal wieder etwas aus der Abstiegszone brachte. Das war insofern wichtig, da eine Woche später zwar ein weiteres Heimspiel anstand, aber mit der TSG Hoffenheim II. ein Gegner nach Worms kam, gegen den man im Hinspiel nicht den Hauch einer Chance hatte und trotz Überzahl vollkommen verdient noch das 0:1 kurz vor Schluss kassierte. Diesmal hatte Trainer Steven Jones in der Woche zuvor immer wieder davon gesprochen, dass man einen Plan habe, wie man auch einem Spitzenteam wie der TSG Punkte stehlen könne. Wie dieser Plan aussah, konnten verblüffte Hoffenheimer am 26.11. sehen, als die Wormatia erstmals mit einer Dreierkette in der Abwehr, einem kompakten Vierer-Mittelfeld und drei Spitzen antrat und damit die TSG derart verwirrte, dass die den Knall erst mal nicht hörten. Da rollte Angriff um Angriff auf das Hoffenheimer Tor, während sich die Wormser im Auslassen von erstklassigen Torchancen geradezu überboten. Erst nach einer halben Stunde konnte sich die Zweite der TSG etwas befreien und kam zu eigenen Chancen. Trotzdem war es hochverdient, dass Marco Metzger in der 75. Minute endlich die Lücke fand, um den starken TSG-Keeper Kobel per Kopfball nach einer Ecke von Maas zum vielumjubelten Siegtreffer zu überwinden.
WINTERPAUSE UND WEIHNACHTEN KÖNNEN KOMMEN
Mit diesem durchaus überraschenden Dreier gegen Hoffenheim nach der wohl bisher besten Saisonleistung hat sich die Wormatia mit 27 Punkten vorübergehend auf Platz 8 abgesetzt. Was jedoch viel wichtiger ist: Als es darauf ankam, war das Team von Steven Jones da und hat genauso abgeliefert wie in den wichtigen Pokalspielen zuvor. Um jedoch die Stärken und Schwächen der Wormatia zu analysieren, genügt ein Blick auf das Torverhältnis von 20:19 nach 21 Spielen. Im Schnitt knapp ein Tor pro Spiel – das ist recht dürftig. Lediglich Tabellenhintermann TUS Koblenz wurde noch weniger im Tor des Gegners fündig (19 Tore). Dass man viele Chancen braucht, um zum Torerfolg zu kommen, ist das eine. Die Offensivschwäche jedoch alleine dem Sturm anzulasten, wäre zu kurz gedacht, denn die beiden etatmäßigen Stürmer Florian Treske und Jan-Lucas Dorow (jeweils 6 Tore) haben immerhin 12 der bisherigen 20 Tore erzielt. Gleichzeitig liegt die große Stärke der Wormatia in der Defensive. Mit Spitzenreiter SV Elversberg (10), Waldhof Mannheim (14) und der TSG Hoffenheim II. (18) haben lediglich drei absolute Top-Teams weniger Tore kassiert als der VfR. Dies ist ein Verdienst des Abwehrverbundes um den starken Torhüter Mario Miltner sowie die beiden etatmäßigen Innenverteidiger Patrick Auracher und Marco Raimondo-Metzger.
ENTSPANNTES WEIHNACHTEN
Bei aktuell sieben Punkten Vorsprung vor dem ersten Nichtabstiegsplatz kann der VfR die beiden letzten Spiele vor der Winterpause – in Walldorf und dann zuhause gegen den 1. FC Saarbrücken – etwas entspannter angehen. Vielleicht fällt noch das eine oder andere Pünktchen ab, immerhin hat man gegen beide Teams aus der Hinrunde noch eine Rechnung offen (0:1 zuhause gg. Walldorf, 0:2 in Saarbrücken). Trotzdem wird man in der Winterpause auf jeden Fall über’m Strich stehen, im Südwestpokal hat man das Finale erreicht – dann kann im Lager der Wormatia beruhigt Weihnachten gefeiert werden.