Es war eine der traurigsten Geschichten im letzten Jahr. Der Kanal 70 wurde geschlossen und das erstmal auf unbestimmte Zeit. Aber wo viel Schatten ist, kommt auch manchmal ein kleines bisschen Licht hin und so kann Worms darauf hoffen, dass eines der bekannten Jugendzentren der Stadt vielleicht doch wieder seine Pforten eröffnet.

Jeder verbindet irgendwie seine eigene Geschichte mit dem Kanal 70. Der erste Kuss, das erste Konzert, die erste richtige Party und irgendwie auch ein Stück Freiheit. Komisch, dabei ist der Kanal eigentlich nur ein Gewölbekeller, übrig geblieben aus längst vergangenen Tagen der Stadtgeschichte. Trotzdem bekommen viele Generationen immer noch feuchte Augen, wenn sie an ihren „Keller“ zurückdenken. Eigentlich kein Wunder, denn der Jugendtreff war einfach schon immer da. Gegründet irgendwann in den 1960er Jahren hat er schließlich alle Wormser mal irgendwann in ihrer Jugend beherbergt und das bis heute.

Warum musste der Kanal 70 überhaupt schließen?

Die letzte Kanalrenovierung ist gar nicht so lange her. 2012 war das, als der Jugendtreff eine neue Küche und einen überarbeiteten Backstagebereich bekam. Bis hierhin kein Problem. Der Schock kam dann sechs Jahre später, als klar wurde, dass die Lüftungsanlage nicht mehr den heutigen Sicherheitsansprüchen genügte und die Hebeanlage der Toiletten urplötzlich den Geist aufgab. Auf 250.000 Euro wurden die Sanierungsmaßnahmen damals geschätzt, eine Summe, die der kirchliche Träger nicht bereitstellen konnte oder wollte. Von einem auf den anderen Tag war die Tür plötzlich verschlossen und die Kids saßen buchstäblich auf der Straße. Ziemlich düster alles.

Private Rettung in letzter Sekunde

Wenn da nicht Axel Held gewesen wäre. Der pensionierte Pfarrer wollte diesen Zustand einfach nicht akzeptieren und rief, mithilfe des Kanalteams, eine riesige Crowdfunding Aktion ins Leben. Überall begannen Menschen, Geld für den Kanal zu sammeln und so kam die stolze Summe von bisher 150.000 Euro zusammen. Eine Menge Holz in dieser kurzen Zeit. Soviel Holz, dass die Kirche jetzt bereit ist, die Renovierung vorzufinanzieren. Die Baumaßnahmen sollen möglichst bald losgehen, damit der Kanal schnell wieder öffnen kann. Hier können wir alle nur hoffen, dass die Bauarbeiten glatt gehen und keine weiteren Verzögerungen eintreffen.

Wo geht die Reise hin?

Aber was machen wir denn, wenn unser geliebter Keller wieder offen ist? Wir müssen ihn bespielen und nutzen. Das ist das Wichtigste! Der Kanal 70 schließt in Worms genau die Lücke einer Räumlichkeit für bis zu 200 Personen. Hier wäre es wünschenswert, wenn der Kanal wieder ein breites Programm auf die Beine stellen kann, für Jugendliche und für junge Erwachsene (oder die, die sich jung fühlen). Noch wichtiger wäre natürlich, dass wir ihn alle wieder besuchen und ordentlich frequentieren, damit sich die Renovierung auch gelohnt hat.

Hinweis:

Am 17.4. findet ein weiteres Benefizkonzert für den Kanal im Chateau Schembs statt. Auch hier werden wir alle gebraucht, denn auch das Team des Kanal 70 wird für den Anfang eine finanzielle Spritze zum Neuaufbau benötigen. Durch zahlreiches Erscheinen unterstreichen wir die Berechtigung dieses „Kellers“ und können an diesem Tag zeigen, dass der Kanal jeden verdammten Cent wert ist.