2021 zeichnete die UNESCO das jüdische Erbe von Worms, Speyer und Mainz aus
Ähnlich wie 2020 gab es auch 2021 nicht viele Momente, in denen man sich einfach mal so über ein positives Ereignis freuen konnte. Umso größer war die Begeisterung vieler Bürger/innen, als die Stadt Worms nach rund 16-jähriger Vorbereitungszeit am 27. Juli 2021 stolz verkünden konnte: „Wir sind Welterbe“.
Auch wenn es nicht die Stadt Worms selbst war, die das begehrte UNESCO Siegel erhielt, ist trotzdem ein gewisser Bürgerstolz zu beobachten. Denn irgendwie ist die Anerkennung des jüdischen Erbes dieser Stadt als schützenswertes Welterbe auch die lange ersehnte Wertschätzung dieser historisch bedeutsamen Stadt. Unter dem Namen SchUM bewarb sich Worms gemeinsam mit Speyer und Mainz beim Welterbekomitee. SchUM, das sind die Anfangsbuchstaben der mittelalterlichen hebräischen Städtenamen von Speyer (Schpira), Worms (Warmaisa) und Mainz (Magenza). Worms, das einst einen herausragenden Ruf als Stätte einer blühenden jüdischen Gemeinde hatte, ist die Heimat gleich mehrerer beeindruckender Denkmäler. Dazu gehört der im 11. Jahrhundert angelegte jüdische Friedhof „Heiliger Sand“, als auch die 1034 eingeweihte Synagoge in der Judengasse, zu der auch die erste überlieferte Frauenschule gehört, die 1212/1213 an die Synagoge angebaut wurde. Ebenso gehört die Mikwe, das jüdische Badehaus, das 1186 fertiggestellt wurde, dazu und die Fundamente des ehemaligen Gemeindehauses, auf dem heute das Raschi-Haus steht. Dort findet man auch eine sehenswerte Ausstellung über das Leben der jüdischen Gemeinde in Worms. Die Mikwe wird wiederum derzeit saniert. Beim Bodenabtrag über der Mikwe stießen die Archäologen zuletzt auf mehrere, historisch wertvolle Funde, darunter Funde untergegangener Bauten aus dem 12. Jahrhundert. Im Moment ruhen die Arbeiten, die im Sommer fortgesetzt werden. Natürlich verspricht sich die Stadt durch den UNESCO Titel auch einen touristischen Nutzen. Aktuell steckt dieser noch in den Kinderschuhen, zumal Corona und die damit verbundenen Maßnahmen einen normalen Tourismus erschweren. Da Worms den Titel im Verbund bekam, soll zudem das entsprechende Tourismuskonzept gemeinsam erarbeitet werden. Das sollte die Stadt natürlich nicht daran hintern, etwas nachdrücklicher auf den Titel hinzuweisen. Schaut man sich derzeit die mehrere Meter umfassende Schaufensterzeile der Wormser Touristinfo an, kann man schon den Eindruck gewinnen, dass man derzeit noch nicht allzu viel mit dem Titel anzufangen weiß. Lediglich in der linken Ecke des Schaufensters wurde dem Erbe ein kleiner Platz eingeräumt. Einen Verweis auf den bedeutsamen Welterbetitel sucht man allerdings vergebens. Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein wäre an dieser Stelle sicherlich nicht verkehrt.