DEUTSCHLAND: EIN SOMMERMÄRCHEN
Liebe Leser,
manchmal ist es schon faszinierend, wie sich eine Gesellschaft in kürzester Zeit verändern kann. Vor nicht mal acht Wochen stand unsere Stadt still. Ausgangssperre, Lockdown, die totale Unsicherheit, wie es weitergeht. Das war eine Ausnahmesituation für jeden von uns.
Jetzt, Anfang Juni, sitzen die Menschen in den Biergärten und Eiscafés, Kultur gibt es per Streaming oder für die Hartgesottenen im Autokino bei 30° C Innentemperatur. Die Kontaktsperre gibt es weiterhin, ob sich wirklich darangehalten wird, ist zumindest zweifelhaft. Corona-Demonstrationen gibt es plötzlich, Verschwörungstheorien machen in den sozialen Medien die Runde und eine Lockerung nach der Nächsten wird gefordert. Ist das Virus vorbei? Man weiß es nicht.
Ich sitze zu Hause und denke nach. Wie wird die Zeit danach aussehen? Werde ich von Kunst noch leben können? Wie wird die Gesellschaft aussehen, in der wir zukünftig leben? Alles wie es war oder doch ganz anders? Mache ich mir Sorgen? Vielleicht. Jedenfalls werde ich jedes Mal, wenn ich ernsthaft über all das nachdenke, nervös. Ich möchte weglaufen, regelrecht fliegen und würde gerne in der Kristallkugel sehen, was als Nächstes passiert.
Andere machen sich Gedanken über eine mögliche Inflation, über den Werteverfall und wie man denn am Besten sein Geld vor der bösen europäischen Union in Sicherheit bringt. Während all diesen Gedanken über die Welt in meinem Kopf kreisen, gehe ich seelenruhig ins Eiscafé, fülle ordentlich meinen Zettel aus und lache innerlich, wie absurd diese Zeit ist. Ein Sommermärchen.
Viele Grüße
Jim Walker Jr.
PS: Wenn wir dieses Jahr kein Backfischfest haben? Sollen wir dann wenigstens einen Backfischfestblog drehen? Ein Best-Of der Wormser Biergärten und deren Trinkkultur?