Nun aber gehen wir direkt in die Materie. Und da ist meine Meinung, dass ein Leben ganz ohne eigene Interessen „stinklangweilig“ sein muss, oder eben kein (richtiges) sein kann. Deutlicher gesagt, es ist wie ein Dampfer ohne Dampf oder wie ein See ohne Wasser. Damit es nicht nur bei bloßen Behauptungen und Redensarten bleibt, jetzt einige konkrete Beispiele:
Wir haben heute eine ganz große Unterhaltungs-INDUSTRIE, wodurch vielen die Mühe erspart bleibt, sich selbst zu unterhalten. Das ist Passivität in Reinkultur. Die Wochenarbeitszeit hat sich in hundert Jahren fast halbiert und Urlaub gab es nur in seltenen Fällen. Damit wäre reichlich Zeit gewonnen, um eigene Interessen zu entwickeln und auszuleben. Leider aber ist da meistens „Fehlanzeige“. Statt selbst etwas für Unterhaltung und gegen die Langeweile zu tun, werden heute dafür Animateure, Entertainer, Spaßmacher und Freizeitgestalter gebraucht. Ein anderes Übel ist, dass kaum jemand (richtig) zuhört, weil er eben keine oder zu wenig Interesse hat.
Ein früher oft gebrauchter Klagesatz lautete: „Das Leben ist doch allzu kurz“. Das aber steht im krassen Widerspruch zu der weit verbreiteten „tödlichen Langeweile“. Dazu meinte Goethe vor rund 200 Jahren: „Für viele ist die Langeweile schlimmer als der Tod.“ Und meine Meinung ist, dass der Wohlstand wohl das Schlimmste ist, was uns passieren konnte, denn er hat die allgemeine Langeweile tüchtig vermehrt und die Unzufriedenheit über unsere Verhältnisse ebenfalls. Relativ neu ist, dass die Wirtschaft überall und jederzeit dominiert und damit alles andere verdrängt bzw. minder wichtig erscheinen lässt. Dazu gehört, dass Quantitäten auf und Qualitäten abgewertet werden. Kurz gesagt, was man nicht zählen kann, zählt nicht mehr. Ein Skandal für nachdenkliche und verantwortliche Menschen!
Wäre es nicht an der Zeit, überlegter und besser zu leben? Wenn auch dafür einige Anstrengung führender Köpfe in Politik und Wirtschaft nötig wäre, dürfte sich dieses lohnen, gemäß dem alten Spruch: „Ohne Fleiß keinen Preis!“ Und, da ich so oft die nichtssagende Redewendung: „Man lebt…“ erlebe, so möchte ich mit der Anmerkung schließen: Es ist aber eine großer Unterschied, „wie“ man lebt, ob gut oder schlecht.
Das allerletzte Wort möge „mein“ Freund, Wilhelm Busch, sprechen. Es ist:
„Gute Unterhaltung besteht nicht darin, dass man was Gescheites sagt,
sondern, dass man Dummes anhören kann.“
Finden Sie nunmehr den rechten Weg und seien Sie freundlichst gegrüßt:
Ihr Heinz Dierdorf