Hochkarätiger als in diesem Jahr könnte die Regionalliga Südwest kaum besetzt sein. Sage und schreibe sechs ehemalige Bundesligisten und fünf Teams, die mindestens in der 2. Liga gespielt haben, tummeln sich in der vierthöchsten Spielklasse – mehr Tradition findet man in keiner anderen Regionalligastaffel. Auch beim VfR Wormatia Worms steht man bereits in den Startlöchern, schließlich startet die Saison, bevor drei Auswärtsspiele am Stück folgen, direkt mit einem echten Kracher. Am 5. August kommen die Offenbacher Kickers zum Saisonstart nach Worms, Freitagabend um 19.30 Uhr unter Flutlicht. Was für ein Auftakt!
Da die Regionalliga Südwest in diesem Jahr mit 19 Mannschaften an den Start geht, können bis zu sechs Mannschaften am Ende der Saison absteigen. Im Klartext heißt dies, dass sich knapp die Hälfte der Liga dauerhaft im Abstiegskampf befinden wird. Mit TUS Koblenz, FC Nöttingen, SSV Ulm und SC Teutonia-Watzenborn-Steinberg kommen vier Aufsteiger nach oben, die allesamt als potentielle Abstiegskandidaten gelten, auch wenn speziell die beiden Letztgenannten nicht gerade wenig Geld in die Hand genommen haben, um ihren Kader regionalligatauglich zu machen. Wie in der Vorsaison werden wohl FK Pirmasens, Astoria Walldorf und womöglich auch die Zweite des 1.FC Kaiserslautern im unteren Tabellendrittel zu finden sein. Auch die beiden hessischen Traditionsvereine Hessen Kassel und Kickers Offenbach haben aufgrund finanzieller Probleme mit einem geringeren Etat zu kämpfen und mussten einen großen Aderlass verkraften, weshalb man auch dort eher nach unten als nach oben schaut, wo man, was die Aufstiegsplätze angeht, mit ziemlicher Sicherheit mit dem Drittligaabsteiger Stuttgarter Kickers rechnen kann. Ob auch der zweite Absteiger, die Reserve des VfB Stuttgart, im Meisterkampf mitmischen wird, bleibt abzuwarten, schließlich hatte der Verein gerade erst zwei Abstiege in einem Jahr zu verkraften. Da dürfte der Aufstieg der Profis in die Bundesliga eher Priorität genießen. Vorjahresmeister SV Waldhof Mannheim meldet, trotz interner Querelen im Vorstand und dem Karriereende von Leitfigur Hanno Balitsch, erneut Ambitionen auf einen der beiden vorderen Plätze an. Der Vorjahreszweite, SV Elversberg hat seinen erfolgreichen Kader weitestgehend beisammen gehalten, sinnvolle Verstärkungen getätigt und gilt erneut als Aufstiegskandidat. Bei dem 1.FC Saarbrücken ist zwar nahezu der komplette Kader ausgetauscht worden, aber unter Trainer Dirk Lottner eine gewisse Aufbruchsstimmung erkennbar. Ob es zum Aufstieg reicht, wird man ebenso sehen wie bei Eintracht Trier, die nach einer ganz schwachen Rückrunde in dieser Saison auf dem Boden der Tatsachen landen könnten. Außenseiterchancen dürfen sich der FC Homburg und die TSG Steinbach ausrechnen.
Und die Wormatia?
In Anbetracht der starken Konkurrenz und der eigenen beschränkten finanziellen Möglichkeiten wird man bei Wormatia Worms auch in der kommenden Saison den Klassenerhalt als einziges Saisonziel ausgeben. Der große Vorteil: An der Alzeyer Straße kann Trainer Steven Jones auf ein gut eingespieltes Team zurückgreifen. Das kann im Abstiegskampf ein entscheidender Faktor gegenüber der Konkurrenz sein. Die Stamm-Elf wird sich aus ca. 8–9 Spielern aus der Vorsaison plus neuer Torwart und Ersatz für die abgewanderten Lahn und Akcam rekrutieren. Auf Konstanz zu setzen, immerhin landete man in der letzten Saison auf einem letztendlich sicheren 9. Platz, macht insofern Sinn, weil der VfR in der Rückrundentabelle sogar Fünfter wurde. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte sich die Mannschaft eingespielt und in der Rückrunde noch so manchen Favoriten aufs Kreuz gelegt. Auch wenn nach dem Abgang von Tim Paterok bis zuletzt um die Besetzung der Torhüter-Position gefeilscht wurde, kann der neue Mann, Steve Kroll (Union Berlin), zwischen den Pfosten zumindest auf eine eingespielte Abwehr bauen, die mit Maas, Metzger, Auracher, Stulin und dem nach Kreuzbandriss wieder genesenen Gopko ihr Gesicht gegenüber dem Vorjahr wohl kaum verändern wird. Mit Johannes Ludmann (FV Illertissen) wurde jemand verpflichtet, der auf der rechten Außenbahn defensiv wie offensiv einsetzbar ist und zusammen mit Eugen Gopko neue Varianten ermöglicht. Auch im Mittelfeld hat sich wenig verändert. Mit den Stammkräften Köksal, Löchelt, Saiti und Pinheiro wird auch in dieser Saison zu rechnen sein, mit Enis Atzekin (TSG Pfeddersheim) ist ein gestandener Oberligaspieler als Alternative dazu gekommen. Im Sturm gilt es, den Richtung Türkei abgewanderten Offensivmann Alper Akcam zu ersetzen, der als Partner und Vorbereiter von Torjäger Florian Treske nebenbei selbst noch 13 Tore erzielt hat. Mit Jan-Lucas Dorow (1.FC Kaiserslautern II.) und Oberliga-Torjäger Arif Güclü (SV Gonsenheim) stehen gleich zwei Spieler als zweite Spitze parat. Man darf gespannt sein, wer von beiden sich dauerhaft durchsetzt, denn an der Besetzung des ersten Stürmers dürfte nach 47 Toren in 72 Pflichtspielen für die Wormatia wohl kaum ein Zweifel bestehen. Florian Treske wird sich auch in seinem dritten Jahr in Worms zum Führungsspieler aufschwingen, der hoffentlich so oft die Bude wie in den Vorjahren trifft und damit so etwas wie die Versicherung der Wormatia gegen den Abstieg bildet.
EIN GUTER START WICHTIG
Der Spielplan für die Wormatia mutet auf den ersten Blick etwas merkwürdig an. Nach dem Heimspiel gegen den OFC folgen drei Auswärtsspiele am Stück, allesamt gegen Teams, die eher in der oberen Tabellenhälfte zu erwarten sind. Danach haben die Wormser in den nächsten vier Spielen alleine drei Heimspiele, diesmal gegen lauter Teams, die eher in den unteren Tabellenregionen zu erwarten sind. Danach wird man eine erste Prognose abgeben können, wohin die Reise zukünftig geht. Ein guter Start gegen Offenbach wäre deshalb sehr wichtig, um nicht gleich mit dem Rücken zur Wand zu stehen.