Der Höhenflug der Wormatia in der Oberliga Südwest ist vorerst gestoppt. Nach der imponierenden Serie von sechs Siegen in Folge gab es in den letzten vier Punktspielen drei Niederlagen. Dazu kommt das bittere Pokalausscheiden beim SV Morlautern. Der Oktober war kein guter Monat für Wormatia Worms. Und im November folgen erst noch die dicken Brocken.

Dass der VfR zuletzt in der Liga gestrauchelt und im Verbandspokal ausgeschieden ist, hat sicherlich mehrere Gründe. Der wichtigste lautet aber, dass das Verletzungspech in den letzten vier Wochen erbarmungslos zugeschlagen hat. Kaum hatte Fatih Köksal seinen Muskelfaserriss auskuriert, ereignete Luca Graciotti und Clirim Recica das gleiche Schicksal.

Am schlimmsten erwischte es Oliveira Damaceno in Völklingen, der sich ohne Fremdeinwirkung die Achillessehne riss. Damit waren Trainer Glibo gleich drei Flügelspieler abhanden gekommen.

Aber auch in der ohnehin anfälligen Defensive musste er umbauen. Vor dem Heimspiel gegen Diefflen verletzte sich der bis dato starke Stammtorhüter Niklas Reichel an der Schulter und muss mehrere Wochen pausieren, vor dem Heimspiel gegen Gonsenheim meldete sich schließlich auch noch Abwehrchef Ogorodnik mit Kniebeschwerden ab. Dazu kommt der langzeitverletzte Tevin Ihrig (Kreuzbandriss), den man in den letzten Wochen schmerzlich vermisst hat. Mit zwischenzeitlich sechs ausgefallenen Stammspielern war der Qualitätsverlust einfach zu groß und das schlug sich eben auch in Punkten nieder. Dabei kann man das Improvisationstalent von Wormatia Trainer Kristjan Glibo nur loben, der auf der Suche nach schnellen Flügelspielern mal eben zwei „Neuzugänge“ aus den eigenen Reihen zauberte. Gegen Diefflen stand überraschend der 17-jährige Simon Joachims auf dem Platz, den Glibo wenige Tage zuvor bei einem Spiel der eigenen U19 entdeckt hatte. Seitdem gehört Joachims zur Stammformation und krönte zuletzt gegen Gonsenheim ein überragendes Spiel auf dem linken Flügel mit seinem ersten Saisontreffer. Im gleichen Spiel kam auf dem rechten Flügel erstmals Aaron Asamoah aus der eigenen Jugend zum Einsatz und machte mit seiner Dribbelstärke und seiner rotzfrechen Art den verletzten Damaceno für 63 Minuten (bis zu seiner Auswechslung) vergessen. Auch die Umfunktionierung von Koki Matsumoto zum Rechtsverteidiger klappte erstaunlich gut, bis der etatmäßige Stürmer gegen Gonsenheim mit einer verunglückten Kopfballrückgabe den Siegtreffer des SVG einleitete. Im Tor ist Kevin Urban ein guter, aber kein gleichwertiger Vertreter von Reichel. Dank starken Reflexen auf der Linie hat Urban schon so manchen Unhaltbaren raus gepflückt, aber bei hohen Bällen und in der Spieleröffnung ist er deutlich schwächer als Reichel. Urban hat es aber auch nicht leicht hinter einer Abwehr, die nach dem Ausfall von Abwehrchef Ogorodnik im Heimspiel gegen Gonsenheim nicht unbedingt sattelfest wirkte. Mit 21 Gegentoren in 14 Spielen ist die Abwehr nach wie vor eine Baustelle, die den Verein auch noch in der Winterpause beschäftigen sollte.

Der Oktober – kein guter Monat für Wormatia
Zunächst kehrte die nach zwei Auswärtssiegen in Folge verloren geglaubte Auswärtsschwäche wieder zurück. Bei Hertha Wiesbach setzte es eine unerwartete 1:2-Niederlage, die in die Kategorie „unnötig“ fiel, weil man eine 75-minütige Überzahl nicht nutzen konnte. Stattdessen erzielten die biederen Gastgeber den Siegtreffer. Im folgenden Heimspiel war der VfR sichtlich gewollt, den „Betriebsunfall“ von Wiesbach vergessen zu machen und ließ mit einem fulminanten 4:1-Heimsieg gegen den starken FV Diefflen aufhorchen. Doch dann kehrte unter der Woche das Trauma Morlautern zurück, denn das Ausscheiden im Viertelfinale des Verbandspokals, ausgerechnet schon wieder gegen den Verein aus einem Vorort von Kaiserslautern, tat sicherlich am meisten weh. Beim SV Morlautern führte man zur Halbzeit 2:0 gegen unbequeme Gastgeber, die sich kurz vor der Pause durch einen Platzverweis zusätzlich dezimierten. Während aber der Verbandsligist in der zweiten Halbzeit, mit dem Rücken zur Wand, einen leidenschaftlichen Pokalfight ablieferte, wollten die Wormaten die Führung lediglich über die Zeit bringen. Das rächte sich. Nach dem Anschlusstreffer des SVM (57.) war es ausgerechnet dem Ex-Wormaten Ricky Pinheiro (84.) vorbehalten, noch in der regulären Spielzeit auszugleichen. In der Verlängerung wachte der VfR wieder auf, brachte aber nichts Zwingendes mehr zustande, so dass den mitgereisten Anhängern bereits Böses schwante. Beim anschließenden Elfmeterschießen war es erneut Pinheiro, der mit seinem verwandelten Elfer den 5:3-Sieg des SV Morlautern klar machte, nachdem zuvor drei Wormser verschossen hatten. Aber nicht nur das Pokal-Aus schmerzte, die Niederlage in Morlautern wirkte auch noch im folgenden Punktspiel nach. Bei Röchling Völklingen setzte es erneut eine 1:2-Niederlage, aber die war diesmal verdient, weil den Wormsern nach dem Pokalfight vier Tage zuvor zunehmend die Kräfte ausgingen und die Gastgeber in der Schlussphase mehr zuzusetzen hatten. Obwohl personell stark gebeutelt, war es im folgenden Heimspiel gegen den SV Gonsenheim, nach zwei Niederlagen hintereinander, mal wieder an der Zeit, ein positives Zeichen zu setzen. Doch der Schuss ging nach hinten los. Trotz besserer Torchancen, mehr Spielanteilen, einem verschossenen Foulelfmeter und einer richtig starken ersten Halbzeit stand am Ende eine denkbar unglückliche 2:3-Niederlage. Und eine besonders ärgerliche noch dazu, da zum wiederholten Male ein unerfahrenes Schiedsrichtergespann einem mitunter hitzigen Spiel vor 800 Zuschauern nicht gewachsen war. Zu der aufgeheizten Stimmung kam es, weil Gästespieler gleich dutzendweise den berühmten Stinkefinger Richtung Publikum strecken durften – und der Linienrichter sah tatenlos dabei zu. Stattdessen zogen die Unparteiischen mit grotesken Entscheidungen zunehmend den Unmut des Publikums auf sich. In der Oberliga ist nicht nur das Spielniveau, sondern vor allem das Niveau der Schiedsrichter deutlich niedriger anzusiedeln. Was aber in Sachen Wormatia Mut macht für die kommenden Spiele war das Auftreten der bisher jüngsten Wormatia-Mannschaft der letzten 25 Jahre (Schnitt: 21,7 Jahre). Abgesehen von dem fehlenden Spielglück und der wieder einmal unzureichenden Chancenverwertung war das doch phasenweise ganz ordentlich anzusehen.

Der Ausblick im November
Auch wenn die folgenden Spiele zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt für die Wormatia kommen, wird sich in den letzten fünf Spielen vor der Winterpause die Spreu vom Weizen trennen. Bereits der Partie bei Tabellenführer TSV Schott Mainz (2.11.) kommt eine entscheidende Bedeutung zu. Bei einer Niederlage würde der Abstand zu dem bisher recht souverän auftretenden Spitzenreiter bereits zehn Punkte betragen. Danach kommt es am Freitagabend unter Flutlicht zum Derby gegen Arminia Ludwigshafen (8.11.). Da ist ein Sieg am letzten Spieltag der Vorrunde Pflicht. Am 16.11. findet das Nachholspiel des 9.Spieltages bei TuS Koblenz statt. Beide Teams haben im bisherigen Rundenverlauf mit 8 Siegen, 2 Remis und 4 Niederlagen die gleiche Bilanz vorzuweisen und könnten bei einem Sieg in der Vorrundentabelle noch einen Satz nach oben machen. Zum ersten Spiel der Rückrunde kommen die Sportfreunde Eisbachtal (23.11.) an die Alzeyer Straße. Im letzten Spiel vor der Winterpause muss der VfR schließlich zur bisher stärksten Heimmannschaft der Liga, den FV Dudenhofen (30.11.), reisen. Mit drei richtig schweren Auswärtsspielen und nur zwei Heimspielen vor der Brust muss nun die zweite Reihe der Wormatia beweisen, dass sie die vielen verletzungsbedingten Ausfälle kompensieren kann. Davon wird abhängig sein, ob man zur Winterpause weiterhin zur Spitzengruppe zählt oder ins triste Mittelfeld der Liga abgerutscht ist.